Wu-Tang Clan: Kontroverse statt Reunion-Freude
Als unzeitgemäß bezeichnet Wu-Tang-Clan-Rapper Raekwon das Comeback-Album "A Better Tomorrow" und löst damit ausgerechnet zum Comeback der einst so einflussreichen Hip-Hop-Crew eine Kontroverse aus.
"Ich bin schon etwas enttäuscht", erklärt Clan-Chef RZA im Interview mit dem KURIER. "Aber ich habe auch Verständnis dafür. Denn Wu-Tang war immer schon eine Gruppe von starken Individuen. Und meine Intention mit ,A Better Tomorrow‘ war nicht nur, das Jubiläum zu feiern, sondern auch die Geschichte der Soul-Musik. Und die geht 60 Jahre zurück!"
Aufgenommen hat der als Robert Diggs geborene Musiker das erste Clan-Album seit sieben Jahren ohne Fremd-Samples – mit Live-Musikern, die RZA-Kompositionen spielten, die er später am Computer bearbeitete. Dafür ließ sich RZA von den anderen Wu-Tang-Mitgliedern – angeblich sogar per Vertrag – zusichern, der alleinige kreative Kopf zu sein.
Einflussreich
Denn das war vor 20 Jahren das Erfolgsgeheimnis, als er seine Freunde aus den Armenvierteln in Staten Island um sich scharte und mit ihnen das einflussreiche Debüt "Enter The Wu-Tang (36 Chambers)" aufnahm. "Außerdem", erklärt er, "bin ich den anderen um Jahre voraus. Ich habe in der Zwischenzeit als Regisseur des Films ,The Man With The Iron Fist‘ Erfolge in Hollywood gehabt. Dadurch habe ich sowohl als Business-Mann als auch als Entrepreneur dazugelernt."
Mit der Kontroverse rund um "A Better Tomorrow" konnte RZA dem Albumtitel allerdings nicht ganz gerecht werden. Denn ursprünglich meinte er damit ein besseres Morgen für den Wu-Tang Clan. "Ich erinnere mich, als wir das erste Mal im Radio gespielt wurden: Raekwon sprang vor Freude fast an die Decke. Er war damals Paket-Lieferant, und wir hatten alle kein Geld, aber unglaublichen Spaß zusammen. Den wollte ich mit diesem Album wieder aufleben lassen."
Geld und Egos
Wann ging diese Freude verloren? "Nachdem wir Nummer 1 waren. Da kamen die Egos durch, weil es um viel Geld ging."
Auch wenn sich einige der Raps mit diesen "Verwirrungen, dem Vertrauen und dem Unvertrauen" beschäftigen, geht es hauptsächlich um das bessere Morgen für die Menschen und die Welt. Das Wichtigste dafür, sagt RZA, sei Respekt füreinander: "Wir müssen nicht die selbe Meinung wie andere haben, wir müssen einander nicht einmal mögen. Aber wenn man Respekt für andere Hautfarben und andere Kulturen hat, entsteht daraus kein Konflikt."
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