Fabelhafte Fabeln über Banditen, Obsessionen und Berlin

All meine eigenen Probleme und Befindlichkeiten trage ich ohnehin immer mit mir herum. Warum sollte ich darüber Songs schreiben? Das macht keinen Sinn."

Drei Konzept-Alben hat Julia Holter deshalb bisher auf Literatur-Klassikern wie "Euripides" und Werken von Virginia Woolf und Frank O’Hara aufgebaut. Auf ihrem vierten Opus "Have You In My Wilderness" hat die Amerikanerin erstmals "Einzel-Songs direkt aus meinem Herzen – ohne jede theatralische Idee" veröffentlicht.

Höchste Ansprüche

Dabei mischt Holter folkige Gitarren mit einem Spinett, oder klassische Orchester-Passagen mit elektronischem Gebrumme und einem verträumten Klavier. Pop-Songs für höchste Ansprüche sind das – zart und luftig hier, bedrohlich und mysteriös dort – aber immer augenblicklich einnehmend.

Auch wenn die neuen Songs direkter sind, erklärt Holter im Interview mit dem KURIER, sind sie nach wie vor von Kurzgeschichten und historischen Legenden beeinflusst. "Für mich ist der Unterschied von ,Have You In My Wilderness‘ zu meinen früheren Alben wie Kurzgeschichten zu einer Novelle: Ich widme nicht mehr das ganze Album einer einzigen Story."

So lehnt sich Holter in "How Long" an die "Berlin Stories" von Christopher Isherwood an, in "Lucette Stranded On The Island" an die Kurzgeschichte "Chance Acquaintances" von Colette. Und "Vasquez" handelt von dem Banditen Tiburcio Vasquez, der dem "Vasquez Rocks"- Park außerhalb von Los Angeles den Namen gab.

"Ich wohne in der Nähe, und finde, diesen Park faszinierend, weil er aussieht, als wäre man auf dem Mars. Deshalb bin ich auf die Legende von Vasquez gestoßen, die ich ebenso faszinierend fand." Solche Eindrücke vermischt Holter gerne in ihren Songs. Trotzdem, sagt die klassisch ausgebildete Musikerin, seien die immer total intuitiv. Und die neuen obendrein alle Betrachtungen der Liebe.

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