Freiheit, Konflikte und die Explosion der Challenger

Frank Turner: Im Juni war der Brite eine der erfreulichsten Überraschungen des Nova-Rock-Festivals.
Nach dem umjubelten Auftritt beim Nova Rock veröffentlicht Frank Turner seine neue CD.

Ich bin derjenige, an den ich diese positiven Songs richte." Soeben ist Frank Turners neues Album "Positive Songs For Negative People" erschienen, und im Interview mit dem KURIER gibt er zu, dass er selbst einiges an Negativität zu überwinden hat.

Auch wenn der Brite mit dem neuen Album musikalisch wieder mehr an seine Vergangenheit in Punk-Bands anschließt, eine gewisse Melancholie schwingt immer mit. "Das liegt auch daran, dass ich Songs mag, die eine positive Einstellung haben, aber nicht vorgeben, dass es auf der Welt keine Probleme gibt", sagt er. ",Don’t Worry, Be Happy‘ habe ich zum Beispiel gehasst."

Gleichzeitig ist Turner jetzt mit 33 Jahren aber auch in einer guten Lebensphase: Sein voriges Album "Tape Deck Heart" brachte ihm mit seiner Mischung aus Folk und Rock endlich den Durchbruch. Auch, weil er dabei all seine Gefühle zu "einer Zeit, in der alles zusammenbrach" , verarbeitete. "Damals ging es um eine Trennung. Darum, dass ich dabei war, mich zu Tode zu saufen. Aber als ich dieses Album schrieb, kam ich drauf, dass ich all das hinter mir gelassen hatte. Ich trinke nicht mehr und fühle mich frei. Ich dachte: ,Super, ich kann über etwas anderes als meine Probleme schreiben!‘"

Probleme

Die Probleme begannen für Turner schon in der Kindheit. Als Sohn eines Investment-Bankers ging er auf das Eton College, wo auch Prince William studierte. "Ich komme zwar nicht aus der Arbeiterklasse, bin aber auch nicht der typische Eton-Absolvent. So habe ich mich dort fehl am Platz gefühlt. Ich hatte immer diesen Konflikt, die beste Bildung zu bekommen, aber von arroganten Arschlöchern umgeben zu sein."

Ein Konflikt, der ihn damals sogar dazu trieb, sich zu schneiden. Der Ausweg: Punk. Schon mit 16 gründete Turner deshalb eine erste Band. Die Liebe zu Folk und gutem Songwriting kam dazu, als er mit 19 Jahren zum ersten Mal Bruce Springsteens "Nebraska" hörte: "Da merkte ich, dass man intensiv sein kann, ohne die Leute anbrüllen zu müssen."

Die Freiheit, die Probleme überwunden zu haben, nützt Turner auf "Positive Songs For Negative People", um seine Umwelt wahrzunehmen: "Song For Josh" etwa handelt von einem Freund, der sich das Leben nahm. Und "Silent Key" von der Lehrerin, die ums Leben kam, als 1986 die Raumfähre Challenger explodierte: "Ich las, dass sie gar nicht bei der Explosion starb, sondern erst, als sie ins Meer fiel. Ich hatte schon lange die Idee, etwas über diesen Fall zu schreiben. Ich war aber immer so verstrickt in meine Probleme, dass ich dafür nie die richtigen Worte fand."

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