Comeback von Will & Grace: „Du bist nicht mehr schwul!“
Elf Jahre nach dem vermeintlichen Ende kehrte vergangen Jahres die bislang mit 16 Emmys ausgezeichnete Sitcom „Will & Grace“ in den USA auf die Bildschirme zurück. Ab heute (22.50 Uhr) kann man sich Folge eins des Revivals auch im ORFeins ansehen.
In der Verkleidung einer witzigen Popkultur-Serie, in der ein Gag den anderen jagte, brach „Will & Grace“ mit seinen politischen und gesellschaftlichen Kommentaren – bis hin zu humorvollen Diskussionen über Homosexuellenrechte – sehr viele Barrieren, die in anderen Unterhaltungsserien lange nicht behandelt wurden.
Die Hauptdarsteller, Debra Messing (Grace), Eric McCormack (Will), Sean Hayes (Jack) und Megan Mullally (Karen) zögerten keine Sekunde, als sie das Revival-Angebot bekamen.
KURIER: Was musste passieren, damit Sie alle vier einem Neustart der Serie zustimmten?
Debra Messing: Wir drehten diesen Spot vor der Präsidentschaftswahl, um die Leute zum Wählen zu bewegen. Wir machten das heimlich, keiner wusste davon, und auf einmal hatten wir sieben Millionen Klicks auf YouTube und hunderttausende Kommentare, wann wir doch endlich „Will & Grace“ zurückbringen würden. Und dann bekamen wir den Anruf von NBC. Als wir zu viert am Tisch saßen und uns anschauten, war klar: entweder alle oder keiner.
Wie war der erste Arbeitstag?
Eric McCormack: Ein Jahr nach dem Ende der Serie 2006 saß ich mit einer Freundin beim Lunch, und sie beobachtete meine Manierismen und sagte auf einmal: „McCormack, du bist nicht mehr schwul!“ Es brauchte eine Weile, bis Will ganz aus mir draußen war. Und ich schlüpfte ganz leicht wieder in die Rolle, es war sehr merkwürdig. Es ist, als hätten wir nichts beendet. Bizarr.
„Will & Grace“ war eine der ersten Mainstream-Serien, die Homosexualität offen thematisierte. Gab es jemals Probleme mit dem Sender, mit Fans?
Messing: Als wir die Serie begannen, wollten wir nur witzig sein. Aber es wurde uns sehr schnell klar, dass wir einen sozialpolitischen Effekt hatten. Die LGBT-Community (Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgender, Anm. d. Red.) hat sich sofort eingeschaltet, und wir wussten, dass wir damit eine große Verantwortung hatten.
Welche Gründe waren ausschlaggebend, dass Sie das Angebot für einen Neustart ernsthaft erwogen haben?
Messing: Wir leben in sehr seltsamen, angsterregenden und traurigen Zeiten in diesem Land, um es milde auszudrücken. Und wenn wir es heute wie damals schaffen, die Leute zum Lachen zu bringen und gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf Kultur und Politik lenken, dann haben wir alles erreicht.
McCormack: Für mich war es das politische Wahlvideo auf YouTube. Wir haben bewusst nichts getan, um die Leute an „Will & Grace“ zu erinnern, aber auf einmal schauten wir einander an und sagten: „Das sieht genauso aus wie unsere Serie.“ Und daher war es nicht überraschend, dass andere Leute genauso reagierten.
Waren Sie in diesen elf Jahren eigentlich irgendwann traurig, dass es die Serie nicht mehr gab?
McCormack: Am Ende war da eine Traurigkeit, aber wir wollten ja immer das Erbe dieser Show schützen. Wir haben deshalb auch den Handlungsstrang so konzipiert, dass wir alle Charaktere in eine sichere Zukunft schicken konnten. Die Depression kam später, nach ein paar Jahren. Wir vermissten das miteinander Lachen, weil wir so gern in dieser Sandkiste gespielt haben.
Nicht nur die Politik, auch das Fernsehen hat sich in den letzten zehn Jahren stark verändert. Glauben Sie, dass sich eine klassische Sitcom wie „Will & Grace“ in Zeiten des Binge-Watchings (exzessives Serienschauen) durchsetzen kann?
Messing: Ich liebe Binge-Watching! Es gibt aber nicht nur eine Art, Serien zu drehen oder zu schauen. Ich habe gerade einen „The Crown“-Marathon hinter mir, aber ich kann auch auf nächste Woche warten, um eine neue Folge zu sehen. Als Schauspielerin geht mir die alte, traditionelle Vier-Kamera-Sitcom ab, die es einem erlaubt, lauthals zu lachen.
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