Hot Chip: Sportschuhe als Ablenkung

Die britische Indie-Dance-Band Hot Chip mit Sänger Alexis Taylor (Mitte)
Hot-Chip-Star Alexis Taylor spricht über das neue Album "Why Make Sense?" Piano-Tricks, Alltagsflucht und Barbarei.

Auf "So Much Further To Go", einem der Songs der neuen Hot-Chip-CD "Why Make Sense?", ist er zu hören: Ein Piano-Part, den zehn Finger – egal wie spreizbar und geschmeidig – nicht spielen können. Der Trick: Das Disklavier von Yamaha. "Das ist ein normales akustisches Piano", erklärt Sänger und Pianist Alexis Taylor im Interview mit dem KURIER. "Es kann aber Noten abspielen, die du am Computer schreibst."

Das war aber nur eine der Annehmlichkeiten, die die Londoner Indie-Dance-Musiker in einem Studio am Land vorfanden: Dort gab es auch Platz, um mit der Live-Band zu jammen, und "jede Menge uralte Synthesizer", mit denen sich Taylor und Songwriter-Partner Joe Goddard wie Kinder in einem Zuckerlgeschäft fühlten.

Damit produzierten Hot Chip allzeit tanzbare Songs, die sich an Funk und Hip-Hop orientieren – poppig genug, um einnehmend zu sein, zickig genug, um spannend zu sein.

Politisch

Neu dabei ist auch, dass Taylor, der in seinen Songs bisher nur über Beziehungen schrieb, in "Need You Now" auf das Thema Terrorismus eingeht: "Während der Aufnahmen lag eine Zeitung herum, in der stand, dass der IS eine weitere entführte Person enthauptet und das gefilmt hat. Aber mehr als mit der Politik dahinter beschäftige ich mich in dem Song damit, zu welch barbarischem Verhalten Menschen fähig sind. Und auch mit der Einsamkeit einer Person, die so einem Verhalten ausgesetzt ist,und der Fähigkeit der Täter, sich von diesem Verhalten zu distanzieren, zu glauben, dass es vertretbar ist."

Aber natürlich ist auf "Why Make Sense?" – neben den Themen Terror und Beziehungen – auch für Humor Platz. Die erste Single "Huarache Lights" hat Taylor seinen Lieblings-Turnschuhen gewidmet. Oder besser dem, was sie für ihn repräsentieren: "In dem Lied sind Huarache Lights ein Synonym für Alltagsflucht. Etwas, auf das man sich konzentriert, wenn man sich von einer ernsteren Realität ablenken will. Aber ehrlich gesagt, habe ich über den Sinn selbst gar nicht so viel nachgedacht. Ich mochte einfach den Klang der Worte, der so strahlend und großartig ist. Das ist übrigens auch noch neu an diesem Album: Zum ersten Mal haben wir nicht bewusst angestrebt, dass die Texte einen klaren Sinn ergeben, sondern sie assoziativ passieren lassen."

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