Indendant Kerres: Sorgen trotz Feierlaune

Indendant Kerres: Sorgen trotz Feierlaune
Bernhard Kerres feiert 100 Jahre Konzerthaus. Im Interview findet er auch kritische Worte zur Verteilung der Kultursubventionen.

Man soll damit aufhören, den Bürgern, den Wählern zu sagen: es bleibt eh alles beim Gleichen." Der Chef des Wiener Konzerthauses, Bernhard Kerres, findet trotz Feierlaune angesichts der 100. Konzerthaus-Saison im KURIER-Interview unmissverständliche Worte zur Diskussion über die Kulturförderung. Auch wenn die Kulturbudget-Zahlen stabil bleiben oder gar leicht steigen: "Wir haben Einbußen in den öffentlichen Kultursubventionen." Denn jahrelange Nicht-Erhöhung von Subventionen heißt: real ist das Geld durch die Inflation viel weniger wert. So "muss man ganz klar sagen, dass in der Stadt Wien gespart wird", betont Kerres. Beispiel Konzerthaus: "Seit Mitte der 90er-Jahre" gibt es "keinerlei Erhöhung, keine Indexanpassung" bei den Subventionen. Aber "alleine in meiner Zeit haben wir die Veranstaltungen um 25 Prozent gesteigert. Was der öffentliche Subventionsgeber pro Karte dazu beiträgt, ist ein Bruchteil dessen wert, was es Mitte der 90er war."

Nicht zu vergessen: Die Bauschulden, die aus der rund ein Jahrzehnt zurückliegenden Renovierung des Konzerthauses übergeblieben sind. Und zu deren Begleichung es trotz Jubiläum keine Bewegung seitens der Stadt Wien gebe. "Wenn die öffentliche Hand darauf wartet, dass die Wirtschaft das Problem zuerst löst, wird es nicht gehen", sagt Kerres. "Die öffentliche Hand muss zwei Drittel auf den Tisch legen, dann werden wir das letzte Drittel auch schaffen."

Kulturinfarkt

Kerres empfindet daher jene Diskussion als "sehr positiv", die das Buch "Kulturinfarkt" jüngst ausgelöst hat: Dessen Autoren hinterfragen die Verteilung der Kultursubventionen radikal – ob nicht das Geld schlicht auf zu viele Institutionen aufgeteilt ist, sodass alle zu wenig bekommen. "Ein Großteil des Kulturbudgets ist fix verplant, der Spielraum für kulturpolitische Aktivitäten ist sehr gering", sagt Kerres. "Das macht überhaupt keinen Sinn. Kulturpolitik muss visionär sein."

Zur 100. Saison (2012/’13) greift Kerres programmatisch in die Vollen. Gustavo Dudamel leitet dann zum Start der Jubiläumsfeierlichkeiten (19. 10. 2013) die Wiener Philharmoniker bei Beethovens Neunter und einer Auftragskomposition von Aribert Reimann. Danach aber, 2013/’14, wird es "eine vorsichtige finanzielle Planung geben. Wenn sich bei den Subventionen etwas verschlechtert, müssen wir massive Einsparungen leisten."

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