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"Inakzeptabel": Rammstein provozieren mit KZ-Video

"Inakzeptabel": Rammstein provozieren mit KZ-Video
Ein Teaser-Clip, der die Musiker als KZ-Häftlinge am Galgen zeigt, erzeugt heftige Reaktionen.

Ooops, they did it again: Eigentlich wollte die deutsche Band Rammstein ja Abstand vom Spiel mit historisch belasteten Bildern nehmen. Der ständige Druck, sich gegen den Vorwurf des Nazi-Sympathisantentums zu wehren, war den Mannen um Sänger Till Lindemann selbst zu lästig geworden.

Nun aber haben Rammstein offenbar die Provokationsmasche wieder entdeckt und die Dosis erhöht: Ein kurzer Clip, den die Band am Dienstag veröffentlichte, zeigt die Musiker in gestreifter KZ-Häftlingsmontur mit Galgen um den Hals.

Der offensichtliche Verweis auf die Hinrichtungs-Maschinerie des Holocaust sorgte sofort für heftige Irritationen: „Mit diesem Video hat die Band eine Grenze überschritten“, kritisierte Charlotte Knobloch, Ex-Präsidentin des Zentralrats der Juden, gegenüber Bild.de: „Wie Rammstein hier das Leid und die Ermordung von Millionen zu Entertainmentzwecken missbraucht, ist frivol und abstoßend.“ Der jüdische Historiker Michael Wolffsohn nannte den Spot eine „Form von Leichenschändung" und "völlig inakzeptabel“.

Die "Auflösung" dürfte wohl in Form der angeteaserten Single "Deutschland" kommen, deren Erscheinungsdatum (in martialischer Frakturschrift) für den heutigen Donnerstag, (28.3.) angekündigt wird. Der FDP-Außenexperte Alexander Graf Lambsdorff erwartet sich gegenüber Bild einen "Beitrag zur Aufarbeitung des Holocaust", denn allein als Werkzeug zur Aufmerksamkeitsmaximierung sei der Holocaust nicht zu haben: „Die Shoa ist als Werbung nicht geeignet. Egal für was".

Rammstein haben sich in ihrem Werk bisher freilich stets um Zweideutigkeit bemüht. Die Frage, ob ihr Publikum die Schockästhetik nur als Grusel wahrnimmt oder dadurch gar sensibilisiert wird, können Politiker und Opfer-Repräsentanten vorerst schwer beurteilen. Dass der Schock-Effekt ganz erwartungsgemäß für Aufsehen sorgt, beweist nicht zuletzt auch die Veröffentlichung dieses Artikels: Wenn er aber als Anlass dienen kann, über Aufmerksamkeitsmechanismen und über den Holocaust nachzudenken, ist er vielleicht doch gerechtfertigt.

 

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