"In Thailand hatten wir keine Zeit für einen Hangover"

Elf Jahre nach ihrer Trennung hat die britische Kultband The Libertines um Pete Doherty neues Material vorgelegt. Im März 2016 gastiert sie in Wien.

Die Libertines klingen so, als hätten sie "Albion" nie verlassen. Jenes archaische Schiff, das die britische Kultband um Pete Doherty in ihrer glorreichen Zeit besungen hatte. "Anthems of Doomed Youth" ist nach der halbherzigen Reunion im Jahr 2010 das erste Libertines-Album seit elf Jahren.

Mit zwei Platten waren sie maßgeblich am Garagenrock-Revival der Nullerjahre beteiligt und vor allem auf der Insel berühmt. 2004 wurde die Band auf Betreiben von Co-Frontman Carl Barât ruhend gestellt. Die Drogeneskapaden Dohertys hatten ein unerträgliches Maß angenommen. "Wir wollen nicht vor der Vergangenheit fliehen, wir umarmen sie", sagt Schlagzeuger Gary Powell im KURIER-Interview. "Eben weil es das erste Album seit langer Zeit ist, wollen die Leute wissen, wie wir drauf sind. Es hat keinen Sinn, zu lügen."
"In Thailand hatten wir keine Zeit für einen Hangover"
Das Album sei zwar sehr retrospektiv, aber trotz des düsteren Titels(auf Deutsch: Hymnen für eine verlorene Jugend, Anm.)optimistisch geprägt. "Schließlich haben wir ein Happy End gefunden." Im Interview mit dem britischenQ-Magazin sagte Doherty selbst: "Zwischen all dem Optimismus und der Liebe, die wir zur Zeit in der Band haben, steckt nach wie vor viel Kummer und Gewalt in uns." Aber es gehe darum: "Wie können wir das benützen?" In entspanntem Grundton liefern die Libertines unsterbliche, schwärmerische Hymnen. Dohertys Stimme mäandert zwischen Absturz, Ausgelassenheit und Poesie, auf ihrer Suche nach dem Traumland Arkadien hat die Band nichts an Kraft verloren.

Drogenentzug in Thailand

"In Thailand hatten wir keine Zeit für einen Hangover"
Pete Doherty of The Libertines performs on the Pyramid stage at Worthy Farm in Somerset during the Glastonbury Festival in Britain, June 26, 2015. REUTERS/Dylan Martinez
Zu den Aufnahmen traf sich die Band in Thailand, wo Doherty auf Drogenentzug weilte. "Wir hatten ein sehr kleines Zeitfenster, dennoch hätte es nicht relaxter sein können. Wir wollten bewusst weg von London, wo auf der Straße alle ‚Carl! Pete!‘ geschrien hätten. Ich mochte vor allem den fehlenden Luxus", erzählt Powell.

Das Video zur Single "Gunga Din" zeigt die vier bei einer Partynacht in den Straßen Pattayas. Wie der Kater danach gewesen sei? Powell: "Oh, my Goodness! Wir hatten keine Zeit für einen Hangover. Obwohl wir erst um 6 Uhr in den Zimmern waren!"

Medizinischer Notfall

Mit Clubgigs in Großbritannien wollte die Band das neue Material präsentieren. Doch gleich beim ersten Termin vergangenen Donnerstag in London mussten die Leute nach Hause geschickt werden. Doherty-Fans, die dieses Risiko seit Jahren in Kauf nehmen, wurden beruhigt: Es gab einen "medizinischen Notfall", aber Pete sei o.k.

Für die nächsten Monate sollte der Sänger wieder zu Kräften kommen. Denn die Libertines wollen nun auch Festlandeuropa erobern. Dazu wurde eine Tournee angesetzt, die das Quartett am 25. März 2016 auch erstmals nach Wien führen soll. Der Vorverkauf für das Konzert in der Stadthalle beginnt am Mittwoch (16. September). Dann wird es für Gary Powell hoffentlich wieder heißen: "Schnapp dir deinen Pass, wir gehen auf Reisen!"

Kommentare