Imagine Dragons in Wien: Alle Hits und Tonnen von Konfetti

Imagine Dragons in Wien: Alle Hits und Tonnen von Konfetti
Die US-Band zeigte beim Konzert in der Stadthalle ihre Stärken, aber auch die Schwächen.

Konfetti, Seifenblasen, Rauchsäulen und mehr Konfetti. Das brachten Imagine Dragons Sonntag zu ihrem Wien-Konzert mit. Dazu Luftballons. Und schon wieder Konfetti.

So viele Papierschnitzel flogen während der „Evolve“-Show durch die Stadthalle, dass die Musiker manchmal knöcheltief darin wateten, und Sänger Dan Reynolds gegen Ende der Show wie gefedert aussah, weil sie an seinem nackten Oberkörper klebten. Schon lange davor hatte er sich nämlich das T-Shirt ausgezogen, war an diesem Abend sehr schnell ins Schwitzen gekommen. Denn das Wiener Publikum lag dem 30-jährigen Amerikaner von Anfang an zu Füßen. 

Imagine Dragons in Wien: Alle Hits und Tonnen von Konfetti

Er und seine Band machen auch vieles richtig. Der Sound von Imagine Dragons ist prädestiniert für große Hallen. Die wuchtige Mischung aus Rock, Rap-Schnipsel, Pop und Elektronik wird von simplen, hymnischen Melodien abgerundet, die zum Mitsingen drängen. Immer wieder wird die klangliche Vehemenz aber von Einschüben unterbrochen, die Abwechslung bringen: Hier gibt es ein Intro mit akustischer Gitarre, dort erklingt eine Mandoline. Und es gibt Schlagzeug-Intermezzi, bei denen alle Vier wie besessen auf Trommeln dreschen. Ein Höhepunkt ist die Akustik-Session auf einer kleinen Bühne am Ende des Stehparketts mit der Liebesballade „Next To Me“ und - speziell für Wien - „Dream“. Dabei kommen dann sogar Streichinstrumente zum Einsatz. 

Imagine Dragons in Wien: Alle Hits und Tonnen von Konfetti

Breiten Raum nehmen die Songs des jüngsten Albums „Evolve“ ein. Fast alle sind zu hören, und die Wiener lieben jeden Ton davon. Sie haben dieses Album schließlich wie wild gekauft - so, dass Imagine Dragons kurz vor der Show dafür österreichisches Platin verliehen bekamen.

Ein weiterer Pluspunkt der Show: Reynolds weiß, wie er die Massen handhaben muss, setzt während der Songs auf große Gesten und bei den Ansagen auf Nahbarkeit und verlässlich effektive Aussagen. „Vergesst Rassen, Klassen und Genderfragen, seid heute ganz hier“, sagt er eingangs. „Verbreitet Frieden“, wünscht er sich gegen Schluss. Und vor dem Hit „Demons“ erzählt er von sich selbst: Wie er vor vielen, vielen Jahren depressiv war, damals dachte, mit dieser Krankheit nichts von dem erreichen zu können, was er sich erträumt hatte, aber doch ein große Zukunft vor sich hatte. Fazit: „Man kann Depressionen überwinden. Das Leben ist immer lebenswert!“

Ganz kann all dieses solide Show-Handwerkszeug aber immer noch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Imagine Dragons nicht die kreativsten Songwriter sind. Ja, sie haben zum Beispiel mit „It’s Time“, „Radioactive“ und „On Top Of The World“ einige gute Hits. Aber die Melodien und Akkordstrukturen ihrer Songs sind doch sehr herkömmlich, zeigen wenig Phantasie oder Originalität. Auch die Instrumentierung benützt und verwertet ergeben und dankbar den Kanon der letzten Jahrzehnte Pop-Musikgeschichte, trägt aber nichts Innovatives dazu bei. Das reicht - mit so einem enthusiastischen Publikum wie in Wien - für einen netten Abend. Nicht aber für ein imposantes, herzerfrischendes Konzert-Erlebnis. 

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