"Im Zirkus, da bin ich einfach nur ich"

"Im Zirkus, da bin ich einfach nur ich"
Fulgensi Mestros Bertrau ist der weiße Clown in der Manege.

Er ist der Herr mit der roten Brille, dem blauen Kapperl und dem Besen. Vor der Vorstellung, wenn er privat ist. Wenn er vor seinem Wohnwagen sauber macht. In der Manege trägt er dann einen goldenen Hut, und sein Gesicht strahlt leuchtend weiß. Da fiedelt er dann auch virtuos mit einer Geige. In der Manege ist er der weiße, der gescheite Clown. In der Manege ist er der Einfachheit halber der "Gensi". Gensi ist ein Kosename und rührt von seinem katalanischen Namen: Fulgensi Mestros Bertrau. In seinem früheren Leben war er Schauspieler in seiner Heimatstadt Barcelona und in Südamerika. Doch vor sechs Jahren hat der 46-Jährige einen Anruf vom Zirkus Roncalli bekommen.

Im Fußball würde man von einem Transfer sprechen. Von Barcelona nach Köln, wo dieser Zirkus zu Hause ist. Und von einem Karrieresprung, den der Artist bis dato noch keine Sekunde bereut hat. Nicht einmal in kalten Dezembernächten in deutschen oder österreichischen Provinzstädten, wenn vor seinem Wohnwagen der Schnee arg verweht wird.
"Im Theater muss ich eine Rolle spielen, soll ich den Anweisungen der Autoren und der Regisseure folgen", erklärt Gensi. "Im Zirkus, da bin ich einfach nur ich. Das ist wirklich wunderbar."

Und dann gibt es da noch diesen magischen Moment, nach dem Schlussapplaus, auf den er jeden Abend - hinter einem Vorhang hervor lugend - wartet. "Dieser Moment, dieses Kribbeln kommt nicht nach jeder Vorstellung. Aber wenn er kommt, dann ist es Wahnsinn. Es sind nur drei, maximal vier Sekunden, die Leute sitzen noch eine Weile ganz ruhig da." Und es ist wie der Friede auf Erden. Seine Kollegen bezeichnet er als Kollegen. Nicht als Familie. Die lebt in Barcelona. Eine Frau hat er nicht. In Barcelona ist er heute nicht mehr sehr oft. Weil er in der zirkusfreien Zeit zu Jahresbeginn ein Soloprojekt vorantreibt. In Wien könnte es der weiße Clown länger aushalten: "So viele Theater, so viele schöne Museen."

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Bilder

  • Hintergrund

Kommentare