Im Zickzackkurs zum Kunstkauf

Im Zickzackkurs zum Kunstkauf
Der Auktionsreigen ab Dienstag zeigt das delikate Verhältnis zwischen Kunsthandel und Auktionshäusern.

Ein Cowboy würde einfach sagen: "This is a fine horse." In der Welt des Kunstmarkts sagt man eher: "Die Provenienz ist hervorragend." Bei dem Bild eines Schimmels, das am kommenden Mittwoch in der Altmeister-Auktion des Wiener Dorotheums zur Versteigerung gelangt, lässt sich nicht nur die Spur des Werkes weit zurückverfolgen (bis zur Nürnberger Familie Pfinzing von Henfenfeld), sondern auch jene des Pferdes: Es ist ein "spanischer Karster", ein Vorfahre des Lipizzaners.

Die Nürnberger liebten das Tier offenbar so sehr, dass sie es 1606 von einem Hofmaler Rudolfs II. abbilden ließen: Es entstand "eines der frühesten Pferdeporträts der europäischen Kunstgeschichte und damit ein Dokument allerersten Ranges", wie der Dorotheum-Katalog anmerkt.

Hohes Ross

Die bisherigen Inhaber – als "Schweizer Privatbesitz" ausgewiesen – wollten für das Pferd zwar kein Königreich, aber doch sehr viel Geld: Die Wiener Galerie Metropol, die das Bild zunächst in Kommission nahm und intensiv bewarb, bot es auf der Hofburg-Messe 2011 zuletzt um 480.000 € an – ohne Erfolg. Im Dorotheum ist der Schätzwert mit vergleichsweise wohlfeilen 60.000– 80.000 Euro angesetzt. Was nicht ausschließt, dass bei der Auktion zwei Enthusiasten den Preis nicht noch in große Höhen treiben.

"Es ist ein Spiel, bei dem wir nicht wirklich die Regeln kennen", sagt Alfred Kolhammer von der Galerie Metropol. "Da spielt Glück, die richtige Zeit und der richtige Ort mit."

Kunstmarkt-Profis surfen daher auf allen verfügbaren Plattformen – Auktionen, Messen, Galerieausstellungen. "Ein Auktionshaus hat eine weitere Streuung", sagt der Händler Herbert Giese und verweist auf die in hoher Auflage produzierten, international verschickten Kataloge der Versteigerer. Für die "Meisterwerke"-Auktion im Wiener Kinsky morgen, Dienstag, hat Giese das Gemälde "Akt mit Maske" von Edmund Pick-Morino (1925, Schätzpreis 25.000–50.000 €) eingebracht: Das hervorragend gemalte, aber nicht dem landläufigen Schönheitsideal entsprechende Bild soll so einem neuen Kundenkreis vorgestellt werden. Das Spiel funktioniert auch umgekehrt: Giese konnte etwa ein Waldmüller-Stillleben aus dem Besitz Rudolf Leopolds, das im März 2011 im Kinsky nicht verkauft wurde, wenig später erfolgreich absetzen.

Gerechter Preis

Im Kampf um die begehrteste Ware leben Versteigerer und Kunsthändler eine Mischung aus Konkurrenz und Symbiose: Auktionshäuser, die Einbringern hohe Summen in Aussicht stellen, haben es dabei zunächst oft leichter, erklärt Giese: "Ich kann nicht mit Versprechen arbeiten." Wenn die Erwartungen bei der Auktion nicht erfüllt werden, kämen die Händler aber doch wieder zum Zug. Nicht selten führt das Zickzack zwischen den Kunstmarkt-Plattformen alle Beteiligten auch näher an den "richtigen" Preis heran.

Termine: Intensive Woche für Kunstsammler

Auktionen, gefolgt von einer Messe: Wer Geld für Kunst ausgeben will und kann, hat diese Woche ausreichend Gelegenheit dazu.

Am Dienstag hält das Auktionshaus Im Kinsky ab 18 Uhr mit seiner "Meisterwerke"-Versteigerung das Highlight seiner Frühjahrssaison ab. Unter den Hammer kommen Bilder des 19. Jahrhunderts, der Klassischen Moderne, dazu Antiquitäten sowie Jugendstil-Möbel und -Skulpturen. Der Schätzwert aller 163 Werke liegt zwischen 5,5 und 10 Millionen Euro. Als Top-Los gilt die Marmorskulptur "Solidarité" des belgischen Jugendstil-Künstlers George Minne (Schätzwert 180.000 – 350.000 €).

Das Dorotheum beginnt seine Frühlings-Auktionswoche ebenfalls morgen um 17 Uhr mit der Auktion von Gemälden des 19. Jahrhunderts. Am Mittwoch stehen um 14 und 15 Uhr zunächst Antiquitäten (Möbel, Silber) am Programm, um 17 und 18.30 Uhr folgt die Auktion Alter Meister. Am Donnerstag eröffnen Skulpturen, Glas & Porzellan den Reigen (14 und 15 Uhr), um 18 Uhr folgt die Auktion für Juwelen.

Ab Samstag legt der Verband österreichischer Antiquitäten- und Kunsthändler mit der "WIKAM"-Messe auf Schloss Laxenburg/Niederösterreich nach. Die Messe ist von 21. bis 29. April täglich von 11–19 Uhr geöffnet.

Kommentare