Im Wechselbad der Gefühle: Die Frau im Klimakterium

Im Theater Drachengasse verkörpert Grischka Voss im Trainingsanzug, unförmig ausgepolstert, eine bisexuelle Frau im Wechsel: Die Haare sprießen.
Auf der Website des von ihr mitbegründeten Bernhard Ensembles gibt Grischka Voss erstaunlich exakt über ihre Körpermaße Auskunft – vom Taillenumfang (74 cm) über die Seitenlänge Bein (101 cm) bis zur Rückenbreite (43 cm) und der Kopfweite (56 cm). Wenn sich eine Frau derart über den Körper definiert oder definieren muss, dann stellt der Wechsel, der auch zu Veränderungen der Physiognomie führt, ein veritables Problem dar. Und darüber muss man reden.
Grischka Voss, 1969 geboren, redet aber nicht über sich: Im Theater Drachengasse verkörpert sie im Trainingsanzug, unförmig ausgepolstert, eine bisexuelle Frau, die von ihrer älteren Partnerin (bereits in der Post-Menopause) verlassen wurde, weil sie sich im Klimakterium befinde. Zunächst rasiert sich diese clowneske Figur höchst umständlich den Damenbart, später, nach einer der vielen Wallungen, wringt sie den Schweiß aus der Jacke.
Mit krächzender Stimme gibt Voss zum Besten, was sie sich zum Thema gegoogelt hat, sie flicht unentwegt ein „Genau!“ ein und garniert den 90-minütigen Monolog mit Sprachspielen (menstruieren – masturbieren) und Witzen, die man eigentlich nicht hören will. Wie einst Nina Hagen zeigt sie uns, wie frau es sich selbst macht (der Titel der Stückentwicklung lautet „F*ING HOT!“), und als amüsanten Höhepunkt stellt sie pantomimisch Hormone dar. Zusammen mit Grischka Voss gewinnt man sicher jedes Activity-Spiel!
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