Im vergifteten Paradies hat Cormac McCarthy seine Sprache gefunden

Sein erster, 50 Jahre alter Roman ist erstmals auf Deutsch erschienen.

Es riecht nach Geißblatt, Bäume sind weiß wie Knochen, eine Hand sieht aus wie eine tote Spinne ... In "Der Feldhüter" spielt die Landschaft im von Gott verlassenen Tennessee die Hauptrolle, die Natur. Viel geschieht nicht. Aber Sprache geschieht.

Es ist das Debüt des erst viel später berühmt gewordenen amerikanischen Schriftstellers Cormac McCarthy aus dem Jahr 1965.

Getippt auf seiner 20-Dollar-Olivetti Lettera 32 (die 2009 um 254.500 Dollar verkauft wurde). Betreut vom einstigen Lektor William Faulkers. Kritiker mochten den Roman gleich, Leser verirrten sich damals kaum zu ihm.

McCarthy ist 82 und seriöser Anwärter auf den Literatur-Nobelpreis. Das reicht wohl, um "Der Feldhüter" in deutscher Übersetzung herauszubringen.

Ein Einsiedler, der in einem verwilderten Apfelgarten wohnt. Ein Schnapsbrenner, der zwischen den Bäumen einen von ihm Ermordeten vergraben hat. Der Sohn des Ermordeten, der ... ach was, das ist nicht das Interessante. Was allein zählt, ist: Das Paradies ist vergiftet, und hier hat Cormac McCarthy seine Sprache gesucht und gefunden.

Cormac McCarthy: "Der Feldhüter". Übersetzt von Nikolaus Stingl. rororo Taschenbuch. 287 Seiten. 15,50 Euro.

Kommentare