Im Tod lacht das Pferd die Soldaten aus

Claude Simon
Eine fast vergessene Erzählung des Nobelpreisträgers Claude Simon

In der Scheune liegt ein sterbendes Pferd, es schaut jeden an, als wäre er schuld an seinem Elend. Das Pferd ist ein Schlachtross. Der französische Soldat, der auf ihm in den Krieg geritten ist, hat sich geärgert, weil es trippelte, und hat ihm mit dem Helm auf den Kopf geschlagen, und bei einer Rast in einem Bergdorf hat sich das Pferd niedergelegt und ist nicht mehr aufgestanden.

Ist es dann tot, wird es grinsen. Wird die Menschen auslachen. Welche Idioten sie sind. Wir sind ...

Nobelpreis

Aus dieser kleinen, rhythmischen, fast vergessenen Erzählung – nun erstmals übersetzt – bereitete Claude Simon (1913–2005) einen großen Teil seines Werks auf: jenen, der sich dem Krieg widmete. 1985 bekam er Nobelpreis verliehen.

Der grinsende Pferdeschädel und der überlebende Soldat , der sich inmitten der Leichen wundert, dass er noch lebt: Diese Bilder halfen Simon, eigene Kriegserlebnisse in Flandern zu verarbeiten bzw. das zu tun, was nicht stirbt: schreiben.


Claude Simon: „Das Pferd“
Übersetzt von Eva Moldenhauer.
Berenberg Verlag. Nachwort von Mireille
Calle-Gruber.
164 Seiten.
22,70 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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