Im Schatten von "Uhrwerk Orange"

Im Schatten von "Uhrwerk Orange"
"Jetzt ein Tiger" von Anthony Burgess, erstmals übersetzt: Verbrüderung mit den Einheimischen in Südostasien

Auf der Malaiischen Halbinsel, dem Festlandzipfel Südostasiens, gibt es zwar Tiger, große, aber mit dem Titel „Jetzt ein Tiger“ ist das Tiger-Bier aus dem nahen Singapur gemeint.
Eine der Hauptpersonen, Polizeioffizier Nabby Adams, ist Alkoholiker.
Hier unterrichtete Anthony Burgess (Foto) während der britischen  Kolonialherrschaft  Kinder in Geschichte, und als man bei ihm 1959 einen unheilbaren Gehirntumor feststellte, begann er wie wild zu schreiben, um etwas zu hinterlassen.
Es war eine Fehldiagnose. (Burgess starb 1993 an Lungenkrebs.)
Er schrieb weiter. 40 Bücher. Und er komponierte. Hinter dem  Meisterwerk „Uhrwerk Orange“ (über die Freiheit, böse zu sein) musste alles  verblassen.

Multikulti

So wurde der Roman „Jetzt ein Tiger“ erst jetzt übersetzt, mehr als 60 Jahre nach Erstveröffentlichung.
Alltagsgeschichten zwischen Indischem Ozean und Pazifik. Das Porträt einer multikulturellen Gesellschaft,  Malaien, Inder, Chinesen ... Muslime, Sikhs, Christen, Hindus ... auf dem Weg in die Unabhängigkeit;  während Terroristen aus China verhindern wollen, dass eine parlamentarische Demokratie entsteht.
Ein Lehrer (wie Burgess) will die Einheimischen umarmen (wie Burgess),  bei seinen Landsleuten will er das eher nicht, bei der arroganten  Ehefrau auch nicht unbedingt. Lieber die asiatische Geliebte. Mit großem Ernst wird erzählt – und trotzdem heiter, und wer Geld hatte, trank kein Tiger-Bier, sondern Carlsberg.

 

Anthony
Burgess:
„Jetzt ein Tiger
Übersetzt von
Ludger Tolksdorf.
Elsinor Verlag.
220 Seiten.
26,80 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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