Im Resonanzraum der Zeichen: Christine Sun Kim beeindruckt in der Secession

Im Resonanzraum der Zeichen: Christine Sun Kim beeindruckt in der Secession
Die US-Künstlerin mit Wohnsitz Berlin generiert im Zwischenraum von Gebärde und Sprache ein wundersames Gesamtkunstwerk. Bis 16. 4.

Der Hauptraum der Wiener Secession läuft dann zur Hochform auf, wenn er einer großen Idee untergeordnet ist - die besten Momente in diesem traditionsreichen Saal, von der Beethoven-Ausstellung (1902) über Sol Lewitts Wandmalereien (1988) bis zu  jüngeren Interventionen von Verena Dengler (2020) oder Siggi Hofer (2022) mögen das belegen.

Nun ist wieder ein kolossaler Gesamteindruck entstanden, der erlebt werden will: Die US-amerikanische Künstlerin Christine Sun Kim, 1980 geboren und größtenteils in Berlin lebend, hat den Saal mit wandfüllenden Arbeiten transformiert - riesige schwarze Wellenbewegungen scheinen die Wände entlangzulaufen oder an ihnen auf- und abzuhüpfen und wollen abgeschritten werden, was man durchaus auch als Echo des Klimt-Frieses, der Hauptattraktion im Untergeschoß, deuten kann.

Hallo, Echo

Für Kim hat der Begriff des Echos (ein solches manifestiert sich im leeren Saal übrigens auch bei jedem etwas lauteren Geräusch) eine spezielle Bedeutung. In der Tat ist die Bogenform, die das Grundmotiv der Wandmalerei und der meisten der an den Wänden gezeigten, gerahmten Zeichnungen bildet, eine Entsprechung für den Begriff des Echos in der Amerikanischen Gebärdensprache (American Sign Language, kurz ASL). Es ist jenes Idiom, in dem sich Kim verständigt.

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