"Ich war einmal": Erinnerungen an Hans Weigel

"Ich war einmal": Erinnerungen an Hans Weigel
Die Biografie des einst mächtigen Kulturmenschen

Bekannt war er, sehr bekannt, wichtig geradezu, mächtig; und geachtet.

Gefürchtet war er auch.

Hofiert wurde er einerseits ... und geohrfeigt: von Käthe Dorsch 1956, wegen einer gar nicht bösen Theaterkritik, und von Franz Antel musste er sich wegen der Dorsch "mieser Jude" schimpfen lassen, und Burgschauspieler Raoul Aslan forderte Weigels Ausweisung aus Österreich (!) ...

... aber seit Hans Weigel tot ist, seit 1991, ist er wirklich tot bzw. herrscht wenig Interesse an seinem Werk, seinen Ideen, Ansichten.

Im Vorwort der Biografie "Ich war einmal ..." schreibt die Schauspielerin Elfriede Ott über ihren Lebensmenschen, er hätte noch immer viel zu bieten.

Um hier an dieser Stelle zu provozieren – und das machte Weigel selbst so gern, danach lächelte er zufrieden:

Schangse

Dass er gegen Peymann war, mit der Begründung: Wer nicht Chance sagen kann, sondern Schangse, der soll nach Bochum zurück – ist es das, was wir heute brauchen?

Und dass er gegen Brecht polemisierte, damit dessen Stücke in Österreich nicht gespielt wurden, und dass er gegen Schauspieler wie Karl Paryla und Otto Taussig (russische Spione?) wetterte, die dann kaum Rollen bekamen – soll uns das ein Vorbild sein?

Zu ehemaligen Nationalsozialisten war er halt viel nachsichtiger als zu (ehemaligen) Kommunisten.

Hans Weigel hatte eine Meinung. Als Kabarettist, als Autor, als Förderer junger Schriftsteller, als Kritiker, ein Jahr im Dienste des KURIER.

Meinung, das ist ja etwas.

Allerdings war er ein "Na sicher"-Typ. Ein großer Zweifler war er nicht.

Gesperrt

Ein bewegtes Leben hat sich Biograf Wolff A. Greinert vorgenommen. Jede Seite ist voll ausgefüllt.Nichts scheint unter den Tisch zu fallen, die Beziehung des drei Mal verheiratet gewesenen Womanizers zu Ingeborg Bachmann kann wohl nicht deutlicher umrissen werden – Weigels Briefe an seinen Schützling sind "gesperrt". Was nervt: Greinert selbst schreibt, es sei nicht Aufgabe des Biografen, zu werten und zu urteilen – aber er macht es wiederholt.

Er kann seine Verehrung nicht zurückhalten.

Hier ein freundliches Eigenschaftswort für den Meister, dort der Hinweis, es sei "eine Tatsache", was Weigel über Brecht sagte – nämlich, dass er "ohne Größe gescheitert" sei.

Und eine strenge Kritikerin, die es wagte, den strengen Kritiker Hans Weigel zu Lebzeiten nicht zu beweihräuchern, die wird nun von Greinert kritisiert. Was fast schon lustig ist.

Wolff A. Greinert:
Hans Weigel – „Ich war einmal ...“
Verlag Styria Premium.
352 Seiten. 29,90 Euro.

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