"Ich liebe dich" nach 60 Jahren

Eltern aus Indien und den Niederlanden: van der Kwast
"Fünf Viertelstunden bis zum Meer": Eine romantische Überraschung aus den Niederlanden.

Es war im Sommer 1945, da hat Ezio den Nabel von Giovanna gesehen. Es war am Meer bei Lecce. Zwar war der Bikini noch nicht erfunden, aber die 20-jährige Italienerin hatte mit ihrer Schwester Streit, wer den Badeanzug tragen darf – er zerriss, und Giovanna band sich zornig die Stoffstücke um den Körper, sodass ihr Nabel frei war.

Ezio lief zu ihr. Obwohl schüchtern, musste er diesen Nabel küssen.

Und später den Mund.

Seine Heiratsanträge nahm Giovanna nicht an. "Frei" wollte sie bleiben. "Ich glaube nicht an die Ehe", hat sie gesagt.

Ezio flüchtete daraufhin traurig in den Norden, nach Südtirol, wo er bis zur Pensionierung als Apfelpflücker arbeitete.

"Ich liebe dich" nach 60 Jahren
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Und jetzt, 60 Jahre später, kommt ein Brief von Giovanna, auf gut Glück, weil sie ja nicht wissen kann, ob Ezio überhaupt noch lebt.

In dem Brief steht nun endlich: "Ich liebe dich."

Und der 81-Jährige steigt in den nächsten Zug. Jetzt trennen nur noch lächerliche 14 Stunden die beiden.

Ernst van der Kwast gilt in den Niederlanden als humoriger Schriftsteller. Davon merkt man in diesem ersten ins Deutsche übersetzten Buch nicht viel. "Fünf Viertelstunden bis zum Meer" ist zutiefst romantisch.

Man greife nach der großen Liebe – und zwar ein bissl schneller, so sagt uns der erst 33-Jährige. Er macht das ohne viele Worte, was den Schmus in Grenzen hält.

Es ist schöner Schmus.

KURIER-Wertung:

INFO: Ernest van der Kwast: „Fünf Viertelstunden bis zum Meer“ Übersetzt von Andreas Ecke. Mare Verlag. 96 Seiten. 18,50 Euro.

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