Udo Kier über Schlingensief: "Ich dachte: Wow! Der ist mutig"
Die Viennale hat heuer einen riesigen Christoph Schlingensief-„Memories“-Block im Programm. Der vor zehn Jahren verstorbene Regisseur wäre heuer 60 Jahre alt geworden. Der deutsche, seit 1991 in den USA lebende Schauspieler Udo Kier („Altes Geld“, „Downsizing“) hat mehr als ein halbes Dutzend Filme mit ihm gedreht.
KURIER: Herr Kier, Sie wären auch als Ehrengast der Viennale vorgesehen gewesen, leben aber seit Jahren in den USA und sagten daher wegen Covid-19 verständlicherweise ab.
Udo Kier: Vor Kurzem wurde ich 76 Jahre alt, da zähle ich ja zu einer gefährdeten Altersgruppe. Wie der nur zwei Jahre jüngere Trump seine Infektion so rasch wegsteckte, bleibt mir ein Rätsel. Ich wollte das Risiko eines Transatlantikfluges in ein beinahe ganz rotes Österreich nicht eingehen.
Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Zusammenarbeit mit Christoph Schlingensief?
Gute. Er lebte damals in Mühlheim an der Ruhr, ich in Köln, da liegt eine halbe Autostunde dazwischen. Wir waren fast Nachbarn. Wäre es anders gewesen, hätte ich mit ihm in einer WG gelebt – wie zuvor mit Fassbinder.
Wie lernten Sie sich kennen?
In Berlin, bei den Filmfestspielen. Ich sah dort einen Film, der mich faszinierte, „Menu Total“. 1986 war das. Er wurde ausgepfiffen, mich hat er fasziniert. Ich dachte, ‚Wow! das muss ein mutiger Regisseur sein.‘ Dann ging ich ins Restaurant und da saß schon dieser junge Mann mit einer sehr schönen Frau: Schlingensief und Tilda Swinton. Wir kamen ins Gespräch und beschlossen, drei Wochen später einen Film zu drehen.
Kommentare