Der Blues der Ziehharmonika

Ohne Ziehharmonika geht beim Hubert nichts.
Hubert von Goisern suchte – und fand – diesmal in den USA neue musikalische Inspiration.

Es gibt keinen aktuellen Hit, kein neues Studio-Album, das es zu bewerben gilt, und somit auch kein fantasievolles Motto für die aktuelle Show: Nur ein nüchternes "Tour 2014" stand auf den Eintrittskarten zum Wien-Konzert von Hubert von Goisern.

So durfte es Montagabend im Museumsquartier nur um die Musik gehen. Denn nach wie vor entzieht sich der 61-Jährige wie kein anderer gängigen Marktstrukturen, geht mit der Fusion österreichischer Volksmusik mit der musikalischen Traditionen anderer Länder (wie einst Tibet und Tansania) konsequent und integer seinen eigenen Weg.

Nach dem Super-Hit "Brenna tuat’s guat" von 2011 war von Goisern – "obwohl ich erst einmal drei oder vier Jahre darüber nachdenken wollte, was ich als nächstes tun könnte" – in den USA auf der Suche nach musikalischen Freunden.

Von dort hat er den Pedal-Steel-Gitarristen Steve Fishell mitgebracht. Und ein Programm, das weitgehend von Blues und Cajun bestimmt wird – von neuen Songs, die auf dem Album sein werden, an dem er gerade noch arbeitet.

Daran muss sich das Publikum, das in Dirndl, Nadelstreif-Anzügen und Metallica-T-Shirts aus allen möglichen Fan-Lagern ins Museumsquartier gekommen ist, offenbar erst gewöhnen. Jedenfalls dauert es diesmal eine ganze Weile, bis Goisern und seine vierköpfige Band ihre Zuhörer packen können. Obwohl es an dem Gebotenen eigentlich nicht viel auszusetzen gibt.

Leidenschaftlich

Ja, der Bass ist viel zu laut, ein tonloses Vibrieren, das man mehr spürt als hört. Aber von Goisern singt so leidenschaftlich wie eh und je. Und Songs wie "Snowdown" (über Flüchtlinge, Kriege und Krisen) oder "Am helllichten Tag" zeigen einmal mehr, wie einfühlsam er unterschiedliche Musikstile zu vereinen weiß, daraus eine echte Symbiose macht, anstatt nur eines dem anderen überzustülpen. Sein Blues ist variantenreich, mal wütend, mal traurig, hier leise klagend, dort besinnlich und friedvoll, wenn er von Freiheit und erfüllter Liebe singt.

Dazwischen erzählt von Goisern von seinen Erfahrungen in den USA. Von der Enttäuschung, feststellen zu müssen, dass es dort genauso engstirnige Musiker gibt wie in den Alpentälern daheim. Dass es kein Scherz war, als sich einige weigerten, Songs zu spielen, die von Schwarzen geschrieben wurden. Trotzdem scheint das Publikum erst aufzuwachen, als der Oberösterreicher bei der Zugabe Bekanntes wie "Heast as nit" auspackt.

Dann aber will man ihn gar nicht mehr von der Bühne lassen. Die zweite Zugabe (nach dem die erste schon eine halbe Stunde gedauert hat) ist ein so mühelos ins Heute gebrachter Alphorn-Jodler, der allen 1600 Wienern – egal ob in Dirndl oder Nadelstreif – Gänsehaut einjagt.

KURIER-Wertung:

Info: Weitere Tourdaten von Hubert von Goisern: 16. November Linz/Posthof (ausverkauft), 22. Mai 2015 Gmunden/Stadtplatz, 24. Juli 2015 Klam/Burg Clam, 25. Juli 2015 Festival-Zelt/Wiesen,18. August 2015 Tulln/Donaubühne. Tickets gibt es hier.

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