Hubert von Goisern ruft Heilige an
Die heilige Rita - die ist Hubert von Goisern am liebsten. Denn ihr Job ist es, das Unmögliche möglich zu machen. Deshalb ruft er sie in "I versteh di nit", einem Song von Huberts neuem Album "Entwederundoder", an.
Auch wenn der pumpende Blues-Song humorvoll gemeint ist und der Musiker längst aus der Kirche ausgetreten ist, fern sind ihm die Heiligen trotzdem nicht. "Ich bin christlich sozialisiert und da kriegst du diese Wertvorstellungen nicht mehr los", erklärt von Goisern im KURIER-Interview. "Ich rufe tatsächlich auch im Leben öfter Heilige an."
"Glaube hat viel mit Loslassen zu tun"
Mit unterschiedlichen Ergebnissen. Bei Rita "reicht es schon, wenn sie es manchmal schafft", das Unmögliche möglich zu machen. Wenn von Goisern den heiligen Antonius anruft, der verlegte Dinge auffindbar macht, gibt es aber eine hohe Trefferquote: "Da finde ich manchmal Sachen, wo ich mir denke, hat das da jetzt wer hergelegt?"
Viel Psychologie, meint er, stecke da dahinter: "Wenn du den Antonius anrufst, dann hast du davor eh schon lange gesucht. Und dann gibst du auf und rufst ihn an. Und ich glaube, dass es dieses Loslassen ist, das wirkt - wenn du vom Suchen ins Finden gehst. Überhaupt hat der Glaube viel mit Loslassen zu tun: Wenn man das Gefühl hat, dass man nicht alleine ist, nicht alles alleine steuern muss und kann, sondern sich dem Lebensfluss hingibt - mit dem Vertrauen, es wird mich schon dahin bringen, wo ich sein soll."
Satirische Gedankenschnipsel
So eine Momentaufnahme wie "I versteh di nit" sind alle Songs von "Entwederundoder" - satirische Gedankenschnipsel übers Geldverbrennen, Beziehungen, den Sinn des Lebens. Das, sagt von Goisern, sei eine direkte Reaktion auf die Donau- und Rheintour, für die der 58-Jährige ein Frachtschiff zur Bühne umbaute, damit von 2007 bis 2009 Europa bereiste und an Ufern Konzerte mit örtlichen Musikern spielte.
"Das hat mich vier intensive Jahre lang beschäftigt. Um all den anderen Musikern ein Forum zu geben, habe ich mich dabei sehr zurückgenommen. Auch die vorige CD ,S'Nix' entstand deshalb in einem Kompositions-Kollektiv und war ausufernd arrangiert. Dadurch kam die Sehnsucht, die neuen Songs klein, intim und persönlich werden zu lassen."
Ebenfalls eine direkte Reaktion auf die Donau-Tour war die Idee, in Wirtshäusern zu spielen: "Ich wollte uns damit wieder erden. Management und Plattenfirma waren da wenig begeistert. Die sagten: ,Warum sollen wir auf klein machen, wenn wir groß sind?' Aber dass dieses Gegenargument kam, war für mich ein Beweis, dass wir das nötig haben."
Zwischen Bierkrügen und Schweinshaxen
So spielte Hubert von Goisern 2011 in Gasthäusern in Dörfern, die Stunden von Städten entfernt sind, in denen er sonst auftritt. In Dorf-Lokalen, die 240 Leute fassen und keinen Backstage-Bereich haben, wo sich Hubert bei seinem Auftritt den Weg durch Schweinshaxen, Bierkrügel bahnen musste. "Das war schon ein schmerzhafter Prozess, denn ich gehe nicht gerne auf Tuchfühlung mit den Fans. Es sind zu viele geworden, und ich werde schon öfter blöd angeredet. Aber in einem intimen Rahmen war das überschaubar."
Kritik: "Entwederundoder"
Wie ein musikalisches Mosaik ist die neue CD von Hubert von Goisern geworden. Der Titel "Entwederundoder" soll die Vielfalt zeigen, die sich von Volksmusik, über Pop, Rock und Duane-Eddy-Sounds bis zum Barjazz erstreckt. Die zumeist humorvollen Texte geben selbst Kinderlied-Melodien wie der von "Indianer" Charme. Highlights sind "Lebwohl" und "Nit lang her", das groteske "Es is wias is" und der pumpende Blues von "I versteh di nit".
KURIER-Wertung: **** von *****
INFO: Servus TV zeigt am 25. 8. um 21.05 Uhr eine Doku über die Wirtshaus-Tour und am 30. 8. um 22.30 Uhr "Hubert von Goisern - In Concert", - aufgenommen 2001 beim einem Folk-Weltmusik-Festival in Deutschland.
Im Jänner 2012 tritt von Goisern in Graz und Linz auf, im April in Innsbruck und Wien. Karten und Infos siehe Link unten.
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