Hosea Ratschiller: Zwischen Baby und Bobo

Gesicht zum FM4-Ombudsmann: Ratschiller ist am Freitag und Samstag im Kabarett Niedermair zu sehen
Der FM4-Ombudsmann geht in "Doppelleben" seinen Existenzängsten als Kabarettist auf den Grund.

Unterhaltung mit Haltung" wollte er sein neues Programm nennen, sagt Hosea Ratschiller. Aber sein Orthopäde habe ihm davon abgeraten. Denn Ratschiller ist jetzt verheiratet, Vater einer Tochter neuerdings, und mit seinen 33 Jahren generell nicht mehr der Jüngste. Sprich: Er hat Rückenprobleme.

Die Verantwortung, jetzt ein Kind bespaßen zu müssen lastet offenbar schwer auf dem Jungpapa: "Wenn man sich ein Scheitern am Alltag nicht mehr leisten kann, ist man dann noch ein kultiger Kabarettist?", fragt sich Ratschiller und erklärt so auch gleich, weshalb er sein neues Programm letztlich " Doppelleben" genannt hat.

Zur finanziellen Absicherung arbeite er inzwischen im Dreierteam. Während Ratschiller – im Zivilberuf FM4-Ombudsmann – bei der Premiere im Kabarett Niedermair auf der Bühne steht, und der Techniker an den Reglern schraubt, raubt ein Fassadenkletterer die Wohnungen der Kabarettbesucher leer – quasi als neues Geschäftsmodell für Kleinkunstprogramme.

Anspruch & Ansprüche

Soviel zur Ausgangslage. Aber die Sorge ist unbegründet. Hosea Ratschiller wandelt wunderbar zwischen Bobo und Baby, Anspruch und Ansprüchen: Nach der Beschwerde kommt verlässlich die Pointe.

Nostalgie sei "Gift fürs Denken", kritisiert er etwa. Verträglich nur in kleinen Dosen. Aber Impfgegner, sagt Ratschiller, ist er keiner. Er gehe sogar ab und zu in die Kirche, lieber als in den nächsten Starbucks. Natürlich "nur, wenn es ordentlich hagelt, und weil in der Kirche kein Konsumationszwang ist." Kabarett ohne Atempause. Erst nach der Pause holt Ratschiller etwas Luft, nimmt sich mehr Zeit für seine Figuren. Ein Highlight: Die Impression des Aufsichtratsvorsitzenden eines "namhaften österreichischen Glücksspielkonzerns", der sich aus Gewissensbissen in eine Selbsthilfegruppe begibt.

Den wahren Grund für die Rückenschmerzen hat man am Ende längst erahnt: Für sein neues Programm hat sich Ratschiller ganz schön verbogen. Sogar der Frage, ob katholische Priester heiraten dürfen sollen, hat er sich gewidmet. "Ja warum denn nicht, wenn sie sich mögen?" Dabei hätte er seiner Frau eigentlich noch versprochen, keine billigen Witze auf Kosten der katholischen Kirche zu machen. Er hat es trotzdem getan. Gott sei Dank.

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