Zum ersten Mal seit eineinhalb Jahrzehnten legen diejenigen die Arbeit nieder, die die Pointen für die Late-Night-Shows, die Cliffhanger für die Serien, die flutschenden Storys für die Blockbuster-Filme schreiben.
Ohne die Drehbuchautorinnen und -autoren haben die Stars nichts zu drehen, die Talkmaster nichts zu reden, die Streamer nichts Neues zu streamen. Angesichts dieser zentralen Position fühlen sich die Autorinnen und Autoren aber ungerecht schlecht behandelt: Ihre Arbeitsbedingungen haben sich, sagen sie, verschlechtert, obwohl gerade die goldenen Zeiten des Storytelling im Fernsehen und im Film herrschen: In Hollywood wird derzeit so viel Wert auf Geschichten gelegt, dass sich andere geschichtenbasierte Kulturformen bis hin zu den Theater in Österreich dadurch unter Druck gesetzt fühlen. Die Zahl der fiktionalen Produktionen ist rapide gestiegen.
Die Autorinnen und Autoren sagen nun, dass sie an dieser Hochblüte nur unzureichend finanziell beteiligt wurden. So ist bei der Neufokussierung der Branche auf Streaming ein Einkommensstrom versiegt – sowohl für TV-Einsatz als auch bei DVD-Veröffentlichungen haben die Autoren Abgeltungen bekommen. Beim Streaming gibt es dies nicht.
Auch gäbe es bei Streamingserien weniger Folgen pro Staffel – und damit weniger lange gesicherte Jobs für Autorinnen. Und die Entwicklung neuer Stoffe werde schlechter bezahlt. Die Abgeltung ist im Durchschnitt der letzten Jahre sogar gesunken, sagt die Gewerkschaft.
Die Autorinnen und Autoren verlangen nun mehr Geld, bessere Arbeitsbedingungen – und auch, dass es Vereinbarungen geben soll, dass Drehbücher künftig nicht mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz geschrieben werden. „Die Zukunft des Schreibens steht auf dem Spiel“, ist einer der Slogans, die bereits kursieren.
11.500 Autorinnen und Autoren sind es, die nun gegen die großen Hollywoodstudios in den Arbeitskampf gehen. Den bisher letzten Streik der Drehbuchautorinnen und -autoren gab es 2007, er dauerte 100 Tage. Wenn man die Wirtschaftszweige, die an den Studios dranhängen, mitberechnet, büßte die Wirtschaft in Los Angeles damals 2,7 Milliarden Dollar ein, berichtet die New York Times.
Weltweite Auswirkungen
Je länger der jetzige Streik dauert, desto größer die Auswirkungen – auch auf dem internationalen Markt: Die TV- und Kinoware der kommenden Monate ist längst abgedreht; aber der Nachschub darüber hinaus steht auf dem Spiel. Sollten die Streiks über Monate gehen, ist die Ware, die es auf Halde gibt, erschöpft. Auch Kinos in Europa hätten dann keine Blockbuster im Angebot - was zwar den Anteil heimischer FIlme an den Besucherzahlen steigern würde, die Kinos aber finanziell schwer treffen würde. Auch der Streamingboom könnte dann ins Straucheln geraten - hier gab es zuletzt schon Kritik daran, dass mehr Massenware als Exklusives im Angebot ist; sollten sich die neuen Produktionen hochwertiger Ware verzögern, würde das die Strahlkraft des Serienfernsehens doch deutlich schmälern.
Der Streik trifft die Branche jedenfalls in einem schwierigen Moment: Zuletzt endete die jahrelange „Koste es, was es wolle“-Goldgräberstimmung im Streamingbereich. Disney, Netflix und andere kündigten zahlreiche Mitarbeiter und fokussieren sich stärker darauf, statt Abonnentenzahlen nach oben zu treiben nun Gewinn zu machen.
Kommentare