Marlon Brando: Ein Leben voller Tragödien

In dem 1953 gedrehten Film „Der Wilde“ wurde Marlon Brando zum Idol der rebellischen Jugend.
Der Hollywood-Star und Ausnahmeschauspieler ist vor 20 Jahren gestorben.

Nur wenige Schauspieler haben so viel Ruhm erlangt wie Marlon Brando. Er hat Hollywood geprägt wie kein anderer, doch sein privates Leben war voller Tragödien, in denen Drogen und Alkohol mitspielten. Ein Sohn musste wegen Totschlags ins Gefängnis, eine Tochter nahm sich das Leben, seine Beziehungen waren zahlreich doch immer nur von kurzer Dauer.

Marlon Brando wurde am 3. April 1924 in Omaha im US-Bundesstaat Nebraska als Sohn zweier Alkoholiker geboren. Als er elf Jahre alt war, trennten sich die Eltern, woraufhin er mit seiner Mutter nach Kalifornien zog. Er flog aus allen Schulen und war Bauarbeiter, ehe er im Alter von 23 Jahren seine Berufung fand und das legendäre „Actors Studio“ in New York besuchte.

Broadway & Hollywood

Der Regisseur Elia Kazan holte ihn für das Drama „Endstation Sehnsucht“ an den Broadway, wo er den Durchbruch feierte. Bald auch von Hollywood entdeckt, drehte Brando rund 40 Filme, darunter Klassiker wie „Meuterei auf der Bounty“, „Der Pate“, „Apocalypse Now“ und „Die Faust im Nacken“, mit denen er Weltruhm erlangte. 1953 wurde er in „Der Wilde“ als Anführer einer Rockerbande zum Idol der rebellischen Jugend.

Der Film regte Gerhard Bronner dazu an, das Lied „Der Wilde mit seiner Maschin’“ zu schreiben, das in der Interpretation Helmut Qualtingers zum Evergreen des Wiener Kabaretts wurde:

„Ich kaufe einer Witwe billig des Gwand o/Und leg beim Daimler Puch die Anzahlung hin/Und jeder sagt i schau jetzt aus wie Marlon Brando/Mit seiner Maschin’...“

Marlon Brando: Ein Leben voller Tragödien

Marlon Brando in „Der Pate“ als Mafiaboss Don Vito Corleone

Auch wenn Österreichs James-Bond-Bösewicht Christoph Waltz kürzlich in einem Interview meinte, Brando sei in seinen späteren Jahren ein „Schmierenkomödiant“ gewesen, ändert das nichts an dessen Bedeutung. Jedoch: So erfolgreich Brando in seinem Beruf war, so sehr scheiterte der Oscar-Preisträger im Privatleben. Er selbst gestand, „als Vater versagt zu haben“, jedenfalls war er den zehn Kindern, die von vier Frauen stammten, kein Vorbild, hatte er doch ständig wechselnde Affären, zu denen Marilyn Monroe, Marlene Dietrich und Ursula Andress zählten. Seine Frauen verzweifelten an seiner pathologischen Untreue, aber auch daran, dass er Gewalt gegen sie anwendete.

Am 16. Mai 1990 kam es zur Tragödie seines Lebens. An diesem Abend traf er sich in seiner Villa in Beverly Hills mit seinem Sohn Christian, seiner Tochter Cheyenne und deren Lebensgefährten Dag Drollet. Während des Essens soll Cheyenne zu ihrem Halbbruder Christian gesagt haben, dass Dag sie mehrmals geschlagen hätte. Daraufhin kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen Christian und Dag, bei der sich aus Christians Pistole ein Schuss löste. Dag Drollet war sofort tot.

Marlon Brando: Ein Leben voller Tragödien

Mit Sohn Christian (2. vo. re.), der wegen Totschlags verurteilt wurde

Als der 32-jährige Sohn des Hollywoodstars wegen Mordverdachts verhaftet wurde, brach Marlon Brando zusammen. Der Fall machte weltweit Schlagzeilen und ließ den Schauspieler die Schattenseiten seines Ruhms erkennen.

Vor Gericht gab der Angeklagte an, niemals vorgehabt zu haben, den Freund seiner Schwester – von dem sie im achten Monat schwanger war – zu erschießen. Er wollte ihn bloß zur Rede stellen, wobei sich der tödliche Schuss löste. Die Staatsanwaltschaft beharrte jedoch auf Mord.

Den Sohn entführt

Christian war Brandos ältester Sohn mit der britischen Schauspielerin Anna Kashfi. Die Ehe war nach nur einem Jahr geschieden worden, 1972 entführte die alkohol- und drogensüchtige Mutter den 14-jährigen Buben nach Mexiko, von wo ihn Marlon Brando – der in Frankreich gerade den Film „Der letzte Tango in Paris“ drehte – durch einen Privatdetektiv zurückholen ließ. Christian war nach der Entführung dermaßen traumatisiert, dass er sich aus Angst, ein weiteres Mal entführt zu werden, Pistolen und Gewehre zulegte und ein Waffennarr wurde. Wie seine Mutter wurde auch Christian Brando alkohol- und drogensüchtig.

Christians Halbschwester Cheyenne arbeitete als Fotomodell, musste diese Tätigkeit jedoch beenden, als sie bei einem Autounfall Gesichtsverletzungen erlitt. 1987 ging sie die Beziehung mit Dag Drollet ein, die durch die fatalen Schüsse in Marlon Brandos Villa endete. Christian wurde wegen Totschlags zu zehn Jahren Haft verurteilt, von denen er die Hälfte absitzen musste. Für den Prozess hatte Marlon Brando eine Riege von Top-Anwälten engagiert und sich in sieben Millionen Dollar Schulden gestürzt.

Cheyenne Brando, die mittlerweile von ihrem verstorbenen Freund Dag Drollet einen Sohn zur Welt gebracht hatte, erhängte sich, 25-jährig, noch während des Prozesses.

Marlon Brando: Ein Leben voller Tragödien

Der Frauenliebling war auch mit Marilyn Monroe liiert.

Privat gescheitert

Christian heiratete im Oktober 2004 in Las Vegas Deborah Presley, eine uneheliche Tochter Elvis Presleys, doch die Ehe scheiterte nach nur drei Monaten. Brandos Sohn lebte zuletzt von der Sozialhilfe und starb mit nur 49 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung.

Und Marlon Brando, der einst als schönster Mann Hollywoods galt, starb vor 20 Jahren, am 1. Juli 2004, herzkrank und fettleibig, im Alter von 80 Jahren. Als ein Mann, der in seinem Beruf alles erreicht hatte, jedoch in seinem Privatleben gescheitert war.

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