Erfinder einer künftigen Architektur

Abgerissen: Österreichisches Verkehrsbüro mit Palmen im Opernringhof, Wien, 1976–1978
"Hollein" im MAK – ein neuer Blick auf den Architektur-Star und Universalkünstler.

Links auf einer grünen Wand Fotos vom in den Hügel hineingebauten Museum Abteiberg in Mönchengladbach, entworfen 1982 als kühle, romantische Hommage auf Raum in der Natur und Natur im Raum.

Rechter Hand Ansichten des "Vulcania"-Museums in der französischen Auvergne. Frontal eine Foto-Collage: Medien Linien, der Vielzweckwegweiser im Olympiadorf in München 1972 ...

Exakt zwei Monate nach dem Tod von Hans Hollein beginnt im MAK, so dessen Direktor Christoph Thun- Hohenstein, "eine Reise durch das große und reiche Universum des Architekten, Designers und Ausstellungsgestalters". Der hatte schon 1966 proklamiert: "Alles ist Architektur".

Vollender der Moderne

Erfinder einer künftigen Architektur
Hollein-Ausstellung
Architektur war für den erklärten Gegner der "Kastl-Denker" die Verlängerung der Sinne. Er prangerte rein funktionale Bauten und fantasielose Gehäuse an, predigte die unauflösliche Verquickung von Kunst und Architektur und erwartete, dass ein Planer nicht nur das Problem löst, ein Haus zu bauen, sondern es aus psychologischen, kultischen und lebendphilosophischen Aspekten entwickelt.

"Entwicklung war ihm sehr wichtig", sagt Gerald Bast, Rektor der Angewandten. "Sein Credo: Wie sich die Welt ändert, so ändert sich auch die Welt der Architektur."

Peter Weibel nannte Österreichs bisher einzigen Pritzker-Preisträger bei der Hollein-Personale in der Grazer Neuen Galerie 2011 einen Vollender der Moderne, einen Begründer der Postmoderne und einen Erfinder der künftigen Architektur.

"Hollein" (bis 5. 10.), die große Schau im MAK, ergänzt die ebenfalls von Wilfried Kuehn kuratierte Ausstellung im von Hollein entworfenen Museum Abteiberg in Mönchengladbach (bis 28. 9.): Sie nähert sich Hollein nicht retrospektiv oder chronologisch, sondern ist in Themenbereiche gegliedert.

Sie präsentiert großteils noch nie öffentlich gezeigte Materialien aus Holleins Archiv: Skizzen, Zeichnungen, Modelle, kreative Design-Entwürfe wie das Tee- und Kaffee-Set in Form eines Flugzeugträgers ...

Die speziell für Ausstellung entstandenen Fotos von Aglaia Konrad und Armin Linke eröffnen dabei neue Perspektiven.

Impressionen der Ausstellung

Erfinder einer künftigen Architektur

Erfinder einer künftigen Architektur

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Erfinder einer künftigen Architektur

Erlebbare Räume

1966 brachten Kerzen internationalen Glanz in Holleins Leben: Am Wiener Kohlmarkt 10 baute er die Kerzenboutique "Retti" um. Es folgten Aufträge aus Amerika, Deutschland und Italien.

Der Visionär und Architekturtheoretiker, der in Zeichnungen, Collagen oder Skulpturen Grundfragen von Raum und seiner Bebauung stellt, hat Museen, Konzerthallen und Kulturzentren von Europa bis nach China, von Japan über die USA bis nach Saudi-Arabien entworfen und dabei Grundformen wie Kubus, Konus und Welle variiert. Und einen Wolkenkratzer als Phallus detailgetreu gezeichnet. Hollein ist als Ausstellungsgestalter u. a. mit "Traum und Wirklichkeit" (1985) im MAK vertreten, Aufschlussreich sind auch seine Ideen für "MANtransFORMS" zur Eröffnung des Cooper Hewitt National Museum of Design in New York 1976: "Eine Ausstellung über das Leben und über Lebenssituationen, die erlebt werden kann und muss. Sie konfrontiert den Teilnehmer mit Erlebnissen in Form von Objekten, Umweltsituationen und Stimmungen. Sie arbeitet mit dem Mittel der direkten Konfrontation, mit ‚Berühren‘, zugleich aber auch mit Simulation und Transformation."

Einfache Gegenstände als auch komplizierte technologische und audiovisuelle Installationen wurden verwendet. Dem Besucher wurde informiert, aber auch "in eine Stimmung versetzt, in eine gewisse Sensibilität, die ihn befähigt zu erleben, zu assoziieren, Beziehungen herzustellen, zu denken".

Da war der Kommunikator Hollein ganz in seinem Element. Und eine neue Generation hat jetzt die Chance, sich sein Lebenswerk zu erschließen.

Alles ist Architektur

Ausstellung Hollein“ ist ein Anstoß zur Neubetrachtung des Werks des Architekten, Städteplaners, Designers und Medienvisionärs.

Wann & Wo Bis. 5. 10, MAK-Ausstellungs- halle, 1. Weiskirchnerstraße 3,
Di. 10–22, Mi.–So. 10–18 Uhr; Katalog erscheint Ende Juli www.mak.at

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