Himmelsackzement!
Literaturkritiker, die ihr Lob in einem würzigen Satz zusammenfassen können (und wollen), haben gute Chancen, vermarktet zu werden: Sie werden gern von Verlagen zitiert bzw. stehen dann auf Buchumschlägen, und so findet sich Denis Scheck (ARD) oftmals verewigt, im neunten Krimispaß mit Brummbär Kluftinger aus Südbayern steht seine Analyse:
"Klüpfel und Kobr steigern sich von Buch zu Buch."
Aber ganz sicher nicht.
Im fünften Fall, "Rauhnacht", haben sich Spannung und Witz noch die Waage gehalten, allerdings haben damals beide Elemente begonnen, an Gewicht zu verlieren.
Im siebenten und achten Krimi versteckte sich der Krimi dann erfolgreich hinter Klamauk, er war kaum noch zu bemerken, und der arme, wohlbeleibte Kommissar Kluftinger verkam zu einem Trottel.
Er traut sich nicht einmal mehr, "Scheiße" zu sagen – er sagt "stattdessen Priml" ... und das macht er leider jetzt noch immer, allerdings nicht mehr so oft.
Gipfelbücher
In "Himmelhorn" wird etwas zurückhaltender geblödelt. Hier eine Radtour (aber auf E-Bikes) mit seinem Lieblingsfeind, dem Arzt Doktor Langhammer, der auf Kluftingers Bauch schaut.
Da ein Abendessen, bei dem nur Tofu serviert wird.
Und ein Scherzlein zum Thema Klettern ohne Seil fällt auch.
Sagt ein Polizist: "Ich bin ab und zu beim Bouldern."
Antwortet der Kluftinger, der übrigens Großvater wird: "Also, deine Verdauungsprobleme kannst du für dich behalten."
Im übrigen sind drei Bergsteiger in den Allgäuer Alpen abgestürzt, und da dürfte jemand nachgeholfen haben. Fragt sich nur, wie. Und warum.
Das zieht sich und ist spannend wie die beliebte "Rosenheim-Cops"-Serie.
Die Original-Eintragungen in Allgäuer Gipfelbüchern, die jedem Kapitel vorangestellt sind, hauen einen ja auch nicht gerade vom Sitz.
Am Wertacher Hörnle wurde ins Buch geschrieben: " Die Gams springt hoch, / Die Gams springt weit, / macht ja nix / Sie hat ja Zeit!"
Das Autorenduo bedankt sich bei dem Mann, der sich seit Jahrzehnten um die Gipfelbücher kümmert, und auch ihm müsste Denis Scheck nun etwas Lobendes schenken.
Klüpfel und Kobr:
„Himmelhorn“
Droemer Verlag. 496 Seiten. 20,60 Euro.
KURIER-Wertung: ***
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