Heute hätte Fräulein Else anders reagiert

Manfred Chobot
Manfred Chobot holt Schnitzler in die Gegenwart

Von Manfred Chobot, eben 70 geworden, wollte man immer mehr lesen. Er ist oft so knausrig mit Text und hält sich kurz, vielleicht deshalb, weil er niemanden langweilen will – schon gar nicht sich selbst. Deshalb bekommen Alltagskarrieren bei Chobot einen Dreh, Doppelgänger zum Beispiel, und so ist das auch bei seinen 13 neuen Kurzgeschichten.

Felix Mitterer kam ihm mit "In der Löwengrube" dazwischen. Daraus hätte Chobot gern einen Roman gemacht: Die Geschichte vom jüdischen Schauspieler Leo Reuss, der in den 1930ern kein Engagement bekam, sich deshalb in ein unbekanntes Tiroler Naturtalent verwandelte und in der Josefstadt unter Jubel der Nazis Schnitzlers "Fräulein Else" spielte ... eine rasche, intensive Ich-Erzählung ist es bei Chobot trotzdem geworden.

Und weil er schon bei einer gewissen Else ist: Wie würde sie heute reagieren, will ein Mann sie nackt sehen? Sex ist in, hundertpro.

Wird lustig. Ist gescheit. Und, wie immer, kurz.


Manfred Chobot:
„Franz –
Eine Karriere“
Löcker Verlag.
250 Seiten.
19,80 Euro.

KURIER-Wertung. ****

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