Helge Schneider: Die singende Herrentorte auf Tour

Helge Schneider
Deutschlands schrägster Komiker im Interview über Wien und den Humor in der Musik.

Loriot war ein großer Fan von ihm. Auch Lukas Resetarits liebt seine Komik. Bevor Helge als 00Schneider im Herbst auf die Kinoleinwände zurückkehrt, geht der Entertainer und Pianist „with love in my fingers!“ auf Konzerttournee. Und verspricht: Ob „Katzeklo“ oder „Pariserzählung“, immer wieder tauchen neben neuestem Kram auch die alten Klamotten auf, aber mit anderer Melodie und anderem Text.

KURIER: Sie gehen „mit Musik und Quatsch“ auf Sommertour. Nur: Wo bleibt der Sommer?
Helge Schneider:
Bei mir daheim in Mülheim an der Ruhr ist er schon da. Ich sitze – ohne Scheiß – bei 26 Grad im Garten. Die Sonne scheint.

Sie selbst – seit mehr als 30 Jahren als „singende Herrentorte“ unterwegs – spielen, so die Ankündigung, „Klavier, Trompete, Quetschkommode, Eierschneider, also Gitarre, und panische Flöte“. Und der Rest?
Es ist noch ein Saxofonist dabei, zwei machen Rhythmus – und Tanz. Übrigens: Der Jazzbassist Ira Coleman ist ein Mitglied der Band von Sting. Da kann ich nach Lust und Laune improvisieren.

Hauptsache, es swingt?
Klar, das ist wichtig für mich. Aber unsere Musik hat viele Einflüsse. Meine Lieder sind zwar teilweise jazzig, haben aber auch Elemente von Rock ’n’ Roll und Boogie-Woogie. Für meinen Film habe ich jetzt ganz Unterschiedliches aufgenommen: Blues, Flamenco, Reggae, Calypso.

Wie haben Sie Ihren Auftritt 2009 in der Staatsoper beim Jazzfest Wien empfunden?
Die Oper hat natürlich ein ganz anderes Flair. Ich kann in einem ernsten, seriösen Umfeld ganz gut arbeiten mit meinem Quatsch. Dadurch ist eine Erhöhung da. Deshalb gehe ich im Fernsehen auch nicht unbedingt in Comedy-Shows, sondern lieber in ernstere Formate.

Welche Erinnerungen haben Sie an Wien?
Gute. Wien ist für mich eine Stadt, wo viel möglich ist. Die Wiener sind cool. Ich finde sogar, dass die Berliner nicht so weltoffen sind wie die Wiener. Der Berliner denkt, er sei der Nabel der Welt, und der Wiener ist immer auch der Ungar. Von innen verletzlich, ein bisschen traurig. In Wien ist ja die Psychoanalyse erfunden worden.

Warum gab’s außer den Live- CDs „Akopalüze Nau“ (2007) und „Köln Konzert“ (2010) so lange nichts Neues?
Weil ich so faul bin. Aber am 9. August erscheint das neue Album „Sommer, Sonne, Kaktus!“ Zusätzlich zur Filmmusik von „00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse“ habe ich Standards wie „You Don’t Know What Love Is“, „Stardust“, „Yesterday“ oder „Loverman“ aufgenommen. Alles im Multiplayverfahren. Im Alleingang habe ich nacheinander Saxofon, Gitarre, Kontrabass, Bongos und Rassel gespielt.

Wie passen Humor und Musik zusammen?
Bestens. Sogar bei Alfred Brendel höre ich in der Musik humoristische Elemente. Auch Victor Borge war ein klassischer Pianist, der dazwischen immer Quatsch gemacht hat. Das fand ich gut. Jazz und Quatsch, das habe ich immer gemocht. Und ich war früher immer ganz platt, was die Jazz-Musiker aus Amerika und Afrika für schrille, tolle Sachen anhatten. Das war für mich Jazz: Reinkommen, die Leute schon durch das Äußere zum Gefühlsausbruch bringen – und dann die Musik.

Manche hatten auch gar nichts an wie Friedrich Gulda?
Ja. Den habe ich beim Jazz-Fest in Moers erlebt. Der spielte Klavier und Blockflöte, nackt, und seine Freundin Ursula Anders Schlagzeug, auch nackt. Es war unglaublich gut.

Info: Termine: Wörtherseebühne Klagenfurt (22. 6.), Graz (23. 6.), Jazzfest Wien, Stadthalle (27. 6.)

www.viennajazz.org
www.helge-schneider.de

Spirituals neuen Glanz verleiht der Vokalartist Bobby McFerrin (17. 6.) zur Eröffnung in der Stadthalle. Appetit darauf macht seine neue CD „Spirit you all“. Ein weiterer Höhepunkt: Paolo Conte (24. 6.). Prominente Namen auch in die Staatsoper: Bryan Ferry & Orchestra (1. 7.) bringt mit seinem neuen Album „The Jazz Age“, der opulent jazzigen Deutung seiner Roxy-Music-Hits, Swing ins Haus am Ring. Mit Bonnie Raitt & Charles Bradley (2.3.) gibt's die Grande Dame des Blues und eine Stimme wie die von James Brown im Doppel. Auch Bobby Womack (3. 7.) hat eine charismatische Soul-Stimme, wie auf der CD „The Bravest Man in the Universe“ zu hören.

Die norwegische Sängerin Rebekka Bakken (4. 7.) ist mit dezenter Balladenästhetik und Songs ihrer CD „September“ zu erleben.

Einst funky, heute smooth: Schon mit 25 galt der Gitarrist George Benson (6. 7.) als Weltbester auf seinem Instrument, der mit „Give me the Night“ oder „Breezin'“ zeitlose Klassiker schuf.

Ein weiteres Doppelkonzert zum Finale der Opern-Schiene am 7. 7.: Randy Crawford & Joe Sample von den Crusaders. Außerdem China Moses, die agile Tochter von Dee Dee Bridgewater, mit Blues und R ’n’ B, live begleitet vom Raphael Lemonniere Quartet. John Lee Hooker Jun. (3. 7.) greift im Reigen zum Mikro. Trombone Shorty (8. 7.) mixt Funk, Hip-Hop und Jazz im Rathaus Arkadenhof, wo die Legende der Animals, Eric Burdon (10. 7.), „The House of the Rising Sun“ singen wird.

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