Hauptsache lesen

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Schön, dass das Lesen heute noch so emotionalisiert – wie man an der Debatte um die Österreichische Nationalbibliothek und die eBooks sieht.

Diese Debatte droht zu entgleisen: Dass die Österreichische Nationalbibliothek überlegt, irgendwann hauptsächlich eBooks statt Papierbüchern zu sammeln, hat zu einer Rücktrittsforderung an deren Direktorin geführt; und wurde nun in einem Zeitungskommentar mit "digitaler Bücherverbrennung" und diktatorischen Systemen in Verbindung gebracht.

Schön, dass das Lesen heute noch so emotionalisiert – und dass Menschen Bücher so sehr lieben. Doch der eigentliche Wert des Lesens liegt nicht im Papier, nicht im Umblättern (so schön beides ist!), sondern im Inhalt: Auch auf Papier gibt es endlos viel Schund zu kaufen; dass Texte in eBooks nicht plötzlich dümmer werden oder machen, liegt auf der Hand. Musik und Fotografie sind längst digital – und um nichts schlechter als früher.

Auch mit dem Ende des Papierbuches wird das Abendland nicht untergehen. Sich aber der fortschrittsfeindlichen Angstlust hinzugeben, macht die Kultur zum Museum. Und eines gehört endlich ins Bewusstsein gerückt: Kultur findet heute vorwiegend digital statt, nicht nur in Büchern, auch im Internet gibt es viele sehr gescheite Texte. Dieses neue, riesige, ergiebige Feld der Kultur nicht zu sammeln, das wäre der wahre Rücktrittsgrund.

georg.leyrer[ATkurier.at

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