Haselsteiners nächstes Kultur-Bauprojekt

Wird zum 150-Jahr-Jubiläum im Herbst 2018 wieder strahlen: das baulich und technisch schon recht marode Künstlerhaus am Karlsplatz
Das Baujuwel Künstlerhaus wird bis 2018 saniert – und zum Zentrum für österreichische Kunst nach 1945.

Die Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler bestätigte am Donnerstag mit großer Freude die Meldung des KURIER: Der Unternehmer Hans Peter Haselsteiner und der Vereinsvorstand "haben sich darüber geeinigt, ein Konzept zu entwickeln, das die Zukunft des Künstlerhauses am Karlsplatz nachhaltig sicherstellt".

Haselsteiner erklärte sich – so die Presseaussendung – namens der Haselsteiner Familien-Privatstiftung bereit, "die Renovierung, Modernisierung und Erweiterung des Künstlerhauses sowie die zukünftigen Betriebs-, Wartungs- und Erhaltungskosten zu finanzieren". Die Kostenschätzungen für die komplette Sanierung des historistischen Gebäudes belaufen sich auf 21 bis 25 Millionen Euro. Sie sind allerdings zwei Jahre alt; da "das eine oder andere noch hinzukommen" werde, rechnet Haselsteiner mit 30 Millionen Euro.

Haselsteiners nächstes Kultur-Bauprojekt
Interview mit dem ehemaligen Strabag-Chef und Ex-Politiker Hans Peter Haselsteiner in der Strabag-Zentrale in Wien-Donaustadt am 16.04.2015. Der Unternehmer kaufte im Vorjahr die Kunstsammlung von Karlheinz Essl.
Im Gespräch mit dem KURIER sagt er, dass er ein "Anhänger der PPP-Lösung" sei, also einer öffentlich-privaten Partnerschaft (Public-private-Partnership). Es gebe seiner Meinung nach eine "Verpflichtung der öffentlichen Hände", die Renovierung mitzufinanzieren, er rechne aber aufgrund der wirtschaftlichen Lage mit nichts.

Die Arbeiten sollen, so Haselsteiner, in den nächsten 30 bis 36 Monaten stattfinden. Wunschtermin für die Wiedereröffnung ist 2018 – anlässlich des 150-Jahr-Jubiläums des Künstlerhauses, das am 1. September 1868 feierlich eingeweiht wurde.

Die ganz "große Lösung" inklusive Dachrestaurant, für die Beppo Mauhart plädiert hatte, wird nicht umgesetzt. Aber man prüft, so Haselsteiner, ob neue Flächen geschaffen werden können. Wo immer möglich, sollen "die herausragenden baulichen Qualitäten des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes aus der Ringstraßenzeit wieder zum Vorschein gebracht werden", wie es in der Presseaussendung heißt. Der Großteil der Flächen würde der Künstlervereinigung "zur dauerhaften Nutzung überlassen". Dazu gehören unter anderem die beiden Seitenflügel, in denen das Brut-Theater und das Stadtkino untergebracht sind. Geschäftsführer Peter Zawrel betont, dass der Verein der Besitzer der Immobilie bleibt.

Haselsteiners Stiftung erhält "rund ein Viertel der gesamten Nutzfläche" – und zwar die Ausstellungssäle im Erdgeschoß und im ersten Stock mit insgesamt 3500 bis 4000 Quadratmetern. Haselsteiner will diese Flächen "unter Verwendung aller verfügbaren Ressourcen der Präsentation von Kunst, insbesondere der nachhaltigen und öffentlichkeitswirksamen Auseinandersetzung mit der österreichischen Kunst seit 1945" widmen.

Die von Haselsteiner aufgebaute Sammlung der Strabag wird nicht im Künstlerhaus zu sehen sein: "Sie ist disloziert an 36 Standorten", so der Unternehmer. "Die Mitarbeiter würden wohl streiken, wenn wir ihnen die Werke wegnehmen würden."

Kooperation mit Albertina

Haselsteiners nächstes Kultur-Bauprojekt
Interview mit Klaus Albrecht Schröder, Direktor und Geschäftsführer der Wiener Albertina, am 14.02.2013 in seinem Büro.
Angedacht ist eine Kooperation mit der Albertina. Direktor Klaus Albrecht Schröder habe ihn, sagt Haselsteiner, auf das Künstlerhaus hingewiesen. Das Büro von Kulturminister Josef Ostermayer bestätigt Gespräche über eine Zusammenarbeit: Diese sei ein "interessanter Lösungsansatz". Schröder, der gerade in St. Petersburg weilt, arbeite ein Konzept aus; schon "in Bälde" werde es einen gemeinsamen Termin im Ministerium geben.

Involviert ist auch die Sammlung Essl. Gründer Karlheinz Essl meint zwar, dass die Instandsetzung des Künstlerhauses "auf den Bestand und Betrieb des Essl Museums keinerlei Auswirkungen" habe: Das Museum in Klosterneuburg sei eine fixe Größe. Ob und in welcher Form Werke der Sammlung "später einmal im Künstlerhaus gezeigt werden", werde er mit Haselsteiner "zu gegebener Zeit besprechen".

"Markanter Ort"

Haselsteiner sagt, dass sich Essl die Fortführung seines Museums wünscht. Allerdings gehören der Haselsteiner Privatstiftung seit der Rettungsaktion im September des Vorjahrs 60 Prozent der Sammlung Essl. Und eben diese 60 Prozent sollen, wie man hört, im Künstlerhaus einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Haselsteiner freut sich, sich nach dem Festspielhaus Erl erneut für ein Bauprojekt engagieren zu können. Und die Künstlervereinigung jubelt: Das Künstlerhaus werde ein "markanter Ort des lebendigen Kunstgeschehens und ein kultureller Impulsgeber auf höchstem Niveau" sein.

Manche Geschichten lösen sich dann doch in Wohlgefallen auf. Ein Jahrzehnt lang, wenn nicht noch länger, bettelte die Gesellschaft bildender Künstler, die Stadt Wien möge ihr bei der Sanierung des arg ramponierten Künstlerhauses helfen. Das historistische Gebäude, eigentlich ein Juwel, sei zum Schandfleck verkommen. Selbst Beppo Mauhart, eifriger Lobbyist in Sachen Künstlerhaus mit direktem Draht zum Bürgermeister, scheiterte: Der Kulturstadtrat wehrte gefinkelt jede Bitte ab. Eine Unterstützung könne es nur geben, wenn auch der Bund ein Drittel beisteuere. Doch der Bund sah keinen Grund, die Wiener Institution zu sanieren. Nun aber zahlt der kunstaffine Unternehmer Hans Peter Haselsteiner die Chose.

Und so können alle jubeln: Das 1868 errichtete Künstlerhaus, das sein 150-Jahr-Jubiläum in ganzer Pracht feiern wird. Die österreichische Kunst, die man auf etwa 4000 Quadratmeter präsentieren will (sie wird dort sicher von weit mehr Menschen als im Essl Museum in Klosterneuburg gesehen werden). Die Albertina als künftiger Kooperationspartner. Und ganz besonders der Kulturstadtrat. Denn er hat außer Abblocken rein gar nichts tun müssen – und kann nun von einer Aufwertung des Kunstplatzes Karlsplatz schwärmen.

Ganz aus der Pflicht können wir ihn aber nicht nehmen: Sein Job ist es, die Finanzierung für das Wien Museum aufzustellen. Das wollte er übrigens schon vor fünf Jahren erledigt haben.

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