Harvest Of Art: Tricky liefert unrühmliches Ende

Völlig benebelt: Tricky enttäuschte in Wiesen seine Fans schwer
Nach tollem Festival-Tag u.a. mit Soap & Skin und Calexico enttäuschte Headliner Tricky.

By myself, by myself, by myself". Einige der Besucher des heurigen Harvest Of Art haben Freitagnacht wohl von diesen Zeilen geträumt. Denn Tricky setzte mit einer beharrlichen 40-minütigen Improvisation dieser Worte über einem Bass-Gitarre-Riff dem sonst hochwertigen Festival im Zelt von Wiesen ein unrühmliches Ende.

Vielversprechend

Harvest Of Art: Tricky liefert unrühmliches Ende
soap skin - harvest of art - 2014 - florian wieser -
Dabei hatte auch das Set des Trip-Hop-Pioniers vielversprechend begonnen. Begeistert vom großartigen Auftritt von Soap&Skin vor ihm, ließ er sich von Frontfrau Anja Plaschg ihre Alben geben und spielte anstatt seines Intros einen ihrer Songs ein. Doch gleich zeigte sich die Richtung vom Rest des Abends: Tricky – Rücken zum Publikum, eingeraucht und völlig benebelt – ließ seine Band spielen, begann singend dazu zu improvisieren, ließ es aber bald wieder und übergab an seine Sängerin.

Es gab matte Versuche, Songs zu beginnen, aber immer wieder brach er die ab. Und nachdem er lange gar nicht gesungen, stattdessen am Joint gezogen und theatralisch am T-Shirt herumgezerrt hatte, ging er.

Die Band bemühte sich, den Abend ohne den Star zu retten. Weit nach Mitternacht hatten aber wenige die Geduld für ein derartiges Ersatzprogramm. Die meisten gingen. Wer blieb, erlebte zwar, dass Tricky zurückkam, sah aber nur mehr die "By myself"-Improvisation und einige Fans auf der Bühne.

Man könnte meinen, dass derartige Ausrutscher das Image eines immer schon abgründig agierenden Trip-Hop-Künstlers pflegen. Aber es war nur traurig, mitansehen zu müssen, wie sich ein an sich hoch kreativer Musiker derart selbst demontiert. Und damit noch dazu die beachtlichen Leistungen der Bands vor ihm in den Schatten stellt.

Exzellent

Harvest Of Art: Tricky liefert unrühmliches Ende
hercules and love affair - harvest of art - 2014 - florian wieser -
Denn wie Andrew Butler, Mastermind des DJ-Dance-Projektes Hercules & Love Affair richtig bemerkt hatte: "Das ist ein tolles Festival mit so vielen unterschiedlichen und exzellenten Acts."

Da hatten nach Catastrophe & Cure die beiden Damen von Deap Vally gezeigt, was man aus Drums, Gitarre und Gesang rausholen kann. Die Indie-Rocker von Garish lieferten ein ansprechendes Set, deren Highlights "Ganz Paris" und "Auf den Dächern" vom neuen Album "Trumpf" waren.

Calexico brachten mit ihrem Texmex-Rock Mütter und Kinder, Studenten und Opas zum Tanzen – und etwas Woodstock- und "Ich trotze Kälte und Regen"-Flair in das Zelt von Wiesen. Wären sie der Headliner gewesen, hätte man es vergnügt und höchst zufrieden verlassen.

Eindrücke vom Festival

Kommentare