Harrison Ford im Interview: "Blade Runner" ist emotional

Harrison Ford in "Blade Runner 2049"
Der Filmstar über "Blade Runner 2049", seine Flugunfälle und Action-Szenen im Alter.

Harrison Ford scheint nur eines mehr zu hassen als die böse Publicity, wenn er wieder einmal mit seinem Flugzeug abstürzt: Interviews geben. Sein Pech ist, dass große Filmstudios darauf bestehen.

Dass die amerikanische Presse nun bei "Blade Runner 2049" (derzeit in den österreichischen Kinos) ihr größtes Lob nicht ihm und Co-Star Ryan Gosling zuteilwerden lässt, sondern auf Robin Wright, die Newcomer Ana de Armas und Mackenzie Davis, die Niederländerin Sylvia Hoeks und die Schweizerin Carla Juri fokussiert ist, dürfte ihn auch nicht erheitern.

Hervorgehoben wird Regisseur Denis Villeneuves Vision, der in die großen Schuhe von Ridley Scott steigt. Und wie toll nicht die Spezialeffekte sind.

Und so wirkt Ford, das Leinwandfossil, als würde er viel lieber einen (in Kalifornien legalen) Joint rauchen, als Fragen über seinen neuen Film zu beantworten. Mit viel Geduld ist es dem KURIER doch noch gelungen, ihm ein paar Antworten zu entlocken:

KURIER: "Blade Runner", das Original (1982), ist ein Kultfilm. Was hat Sie davon überzeugt, nun auch bei dem neuen Film mitzuspielen?

Ich war dankbar, dass im Drehbuch großer Wert daraufgelegt wurde, die 35 Jahre, die verstrichen sind, in Betracht zu ziehen. Es war mir wichtig, dass die tiefe, emotionale Geschichte, die in meinen Augen diesen Film bestimmt, schon auf den Drehbuchseiten spürbar war. Trotz des gigantischen, heroischen Ausmaßes, das der Film hat, gibt es diese intime Emotion. Und ich sage Emotion im Sinn von "Blade Runner". Es ist komplex und kompliziert und für einen Schauspieler sehr reichhaltig.

Was würden Sie mitnehmen, wenn Sie mit einer ähnlichen Situation wie im Film konfrontiert wären?

Einen Hund. Genau wie im Film. Wenn ich allein irgendwo hingehen müsste, dann wäre es sicher keine Katze, die ich mitnehmen würde. Und das wäre simpel, ich habe drei Hunde. Bis vor Kurzem hatte ich vier.

Kannten Sie Philip K. Dick persönlich?

Nein, und ich kenne auch seine Bücher nicht. Nur "Do Androids Dream of Electric Sheep", das ja die Basis für Blade Runner ist.

Eines der Themen im Film ist der Einfluss, den Erinnerungen auf unser Leben haben. Was war Ihre früheste Erinnerung?

Ich habe eine sehr starke Erinnerung – eine fast visuelle – von meiner Tante, die in mein Zimmer kam, als ich drei Jahre alt war und mir mitteilte, dass ich nun einen Bruder habe. Mein Leben war nie mehr dasselbe danach.

In einer Szene sind Sie in einem Flugzeug, aber Sie können es nicht fliegen. War das schwierig für Sie, der seit Jahrzehnten privat fliegt?

Ich hab’s überwunden. In der Szene werde ich ja angeschossen und kann nicht entkommen. Meine Aufgabe als Schauspieler war es, glaubwürdig rüberzubringen, dass ich nicht fliegen kann.

Es gibt Leute, die würden sagen, dass Sie auch privat nicht wirklich fliegen können. Sie sind mehrmals abgestürzt, auf einem Golfplatz notgelandet und fast auf einer Boeing 747. Werden Sie die Fliegerei in Zukunft aufgeben?

Ich fliege nur zur Arbeit an Filmen. Und ich liebe das Fliegen und werde es weiter tun, es ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Es repräsentiert für mich die perfekte Mischung aus Freiheit und Verantwortung. Mir ist absolut klar, was es uns gebracht hat, wie sehr es die Menschheit weitergebracht hat im Sinn von Technologie.

Liam Neeson sagte kürzlich, dass er keine Actionfilme mehr machen will, weil er sich dafür zu alt fühlt. Fast alle Ihrer zukünftigen Filmprojekte sind Actionfilme. Ist das nicht anstrengend?

Nicht alle sind wirklich Actionfilme. Und wenn Sie "Indiana Jones" meinen, der ist so viel mehr als nur ein Actionfilm. Ich sehe den als ernsthaftes Drama. Die meisten Filme, die ich mache, sind ernsthafte Dramen. Da geht’s nicht nur um Autos zu Schrott fahren und wild rumballern. Und, um ehrlich zu sein, mag ich vor allem in meinem Alter die physische Herausforderung.

Was war der beste Ratschlag, den Sie je bekommen haben?

Mike Nichols, der ein sehr witziger und kluger Mann war, sagte zu mir über das Filmbusiness: "Lass es niemals zu, dass sie dich zu einem Ding machen." Und ich will das nicht erklären, darüber soll jeder selbst nachdenken.KURIER.at/kulturDie ausführliche Filmkritik zur Neuauflage von "Blade Runner" mit Harrison Ford und Ryan Gosling, "Blade Runner 2049", finden Sie auf unserer Website.

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