Größtes Museum aller nordischen Länder eröffnet in Oslo

Größtes Museum aller nordischen Länder eröffnet in Oslo
Das Nationalmuseum beherbergt neben Munchs "Schrei" 400.000 Objekte von der Antike bis zur Gegenwart

 Durch die Fusion von fünf Institutionen ist in Oslo das größte Museum aller nordischen Länder entstanden: Am Samstag wird das neue Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design eröffnet. Um 600 Millionen Euro wurde ein Bau errichtet, der nicht nur Ausstellungsräume für Werke wie Munchs „Schrei“, sondern auch Depots für Schätze von der Antike bis zur Gegenwart bietet.

Insgesamt umfasst das Inventar 400.000 Gegenstände. Norwegens Nationalschatz auf 55.000 Quadratmetern, 13.000 davon Ausstellungsfläche. Die Sammlungen sind so vielfältig, dass sie an einem Tag nicht zu schaffen sind: In den 86 Räumen finden sich nicht nur Gemälde aller Epochen, sondern auch chinesische Vasen der Ming-Dynastie, antike Büsten römischer Herrscher, die Garderobe der norwegischen Königinnen Maud und Sonja und Skulpturen des Bildhauers Gustav Vigeland. Wie in alten Schlössern, die heute als Museen fungieren, sind die Säle aneinandergereiht.

Dem Maler Edvard Munch ist ein eigener Raum gewidmet, in dem 18 seiner Bilder ausgestellt sind, darunter eine Ausgabe des berühmten „Schrei“. Insgesamt verfügt das Museum über 57 seiner Werke.

Größtes Museum aller nordischen Länder eröffnet in Oslo

Auch zeitgenössische Künstler haben ihren Platz. In der Eingangshalle hängt ein Vorhang aus 200 Schädeln von Rentieren. Alle haben ein Einschussloch, denn die Rentiere starben nicht eines natürlichen Todes, sie wurden erschossen. Das Werk der samischen Künstlerin Máret Ánne Sara ist ein Protest gegen die 2013 von der norwegischen Regierung angeordnete Zwangstötung von Rentieren, um die Bestände zu begrenzen. 2017 stellte sie ihr Werk auf der Documenta in Kassel aus, derzeit ist sie im Nordischen Pavillon der Venedig-Biennale - der diesmal nur von Vertreterinnen der Sami-Volksgruppe bespielt wird - vertreten.

Größtes Museum aller nordischen Länder eröffnet in Oslo

Licht auf Zeitgenossen

Auch in der Lichthalle, die dem steinernen Gebäude aufgesetzt ist, wird Zeitgenössisches gezeigt. „Ich nenne es Kunst“ lautet der Titel der Eröffnungsausstellung, die junge Leute zwischen 19 und 24 Jahren zur Zielgruppe hat. Zu sehen sind die Werke von 147 Künstlern, die in Norwegen arbeiten, und vieles hat bereits vor der Eröffnung Diskussionen ausgelöst. So das humorvolle Porträt der norwegischen Königsfamilie von Lena Trydal, auf dem König Harald im Unterhemd auf dem Thron sitzt und König Sonja nach einer Joggingtour das Handy ans Ohr hält. Ab 3. November soll die französisch-belgische Künstlerin Laure Prouvost - bekannt etwa vom Frankreich-Pavillon der Venedig-Biennale 2019 - hier ihre bislang größte Arbeit realisieren.

Die Architektur des neuen Baus ist bewusst in edlen Materialien gehalten und auf Beständigkeit ausgelegt: "Ein Gebäude, das viele hundert Jahre überdauern kann", meint der deutsche Architekt Klaus Schuwerk vom Architektenbüro kleihues + schuwerk.

Größtes Museum aller nordischen Länder eröffnet in Oslo

Von der Halle aus führt eine Tür auf die Dachterrasse, von der man einen wunderbaren Blick auf die Nachbarn hat: das rote Rathaus der Stadt, das Nobel-Friedenszentrum, die mittelalterliche Festung Akershus in der Ferne und den Oslofjord.

Das Nationalmuseum ist der dritte Kulturbau, der in den vergangenen zwei Jahren in Oslo eröffnet wurde. Neben der spektakulären Oper entstand 2020 eine neue Stadtbibliothek, die Deichman Bibliothek. Außerdem wurde im vergangenen Jahr ein neues Munch-Museum eröffnet. „Oslo und Norwegen präsentieren sich als eine neue Kunst -und Kulturdestination“, meint Museumsdirektorin Hindsbø. „Die Augen der Welt sind jetzt auf uns gerichtet.“

Kommentare