Nur ganz kurz blitzte an der Hammondorgel die Melodie von „Stille Nacht“ auf. Gregory Porter ließ es mit exzellentem Sextett im zweimal ausverkauften Konzerthaus weihnachten. Mit Soul und Schmelz. Ohne Schmalz und Zuckerguss. Und ohne „White Christmas“.
Das seiner viel geliebten Mutter gewidmete Titelstück des stilvollen Albums „Christmas Wish“ (2023) gibt die Stimmung vor: eine Motown-artige Uptempo-Soul-Nummer, die vom Weihnachtsabend bei Porters daheim in Bakersfield, Kalifornien, erzählt.
„Take Me To the Alley“ aus dem Jahr 2016 ist eine zärtliche Erinnerung an seine Kindheit und die viel geliebte Mutter, die – alleinerziehend mit acht Kindern – nicht widerstehen konnte, Armen in der Nachbarschaft zu helfen. Da wird geschmackssicher, gefühlvoll, gezügelt, aber ausdrucksstark der Spirit eines teilenden, fürsorglichen Weihnachtsfestes zelebriert.
Innehalten
„Reset-time“ nennt der Sänger mit der samtigen Baritonstimme die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr. Wenn man innehält, auf das Jahr zurückblickt und sich dann auf den Neustart vorbereitet.
Die Hochsaison der Sehnsüchte und Wünsche findet ihren Niederschlag in „Mister Holland“, einem subtilen Protestsong über Gleichberechtigung und den Wunsch nach gegenseitigem Respekt. In „Musical Genocide“ gibt sich der 53-Jährige entschlossen, bestimmte altmodische Stile am Leben zu erhalten: den „Blues-Song, der der Welt sagt, was falsch läuft“, den „Gospelsänger, der diese Botschaften der Liebe gibt“, den „Soul-Mann mit dem Herzen in der Hand“.
Bei „Heart for Christmas“ wird das mitklatschfreudige Publikum zum Chor und spendet am Ende Standing Ovations.
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