Die Entdeckerin des "Stendhal-Syndroms" ist tot
Die italienische Psychiaterin und Psychoanalytikerin Graziella Magherini, die für ihre Studien über das so genannte "Stendhal-Syndrom" berühmt wurde, ist am Sonntagabend in ihrem Haus in Florenz im Alter von 96 Jahren gestorben. Sie hatte das sogenannte "Stendhal-Syndrom" entdeckt, einen besonderen Zustand der Ekstase, der manche Menschen angesichts der Erhabenheit von Meisterwerken der Kunst befällt.
Magherini hatte das Syndrom nach dem französischen Schriftsteller Stendhal genannt, der auf seiner berühmten Italien-Reise in Ekstase fiel, als er in der Florentiner Basilika Santa Croce Halt machte. Sie war die erste, die das Syndrom erstmals wissenschaftlich beschrieb und ihm auch seinen Namen gab, dabei sprach sie vom "Verlust der Kohäsion des Selbst".
Forschung anhand von Touristen
Die 1927 in Florenz geborene Magherini schloss mit 24 Jahren ihr Studium an der medizinischen Fakultät ihrer Geburtsstadt ab, spezialisierte sich dann mit 28 Jahren auf Psychiatrie und wurde mit 33 Jahren Dozentin. Sie engagierte sich für die Reform der psychiatrischen Versorgung in Italien und begann als sehr junge Leiterin einer Station in der alten Anstalt San Salvi in Florenz mit der Kunsttherapie zu arbeiten. Später übernahm sie auch die Leitung der Abteilung für psychische Gesundheit des Zentrums von Florenz, in die italienische und ausländische Touristen aufgenommen wurden.
In dieser Funktion sammelte Graziella Magherini die Erfahrung, die sie zur Beschreibung des Stendhal-Syndroms führte. Während ihrer Arbeit erkannte sie nämlich in zahlreichen Fällen, die sie bei hospitalisierten Touristen beobachtete, eine neue Form der psychischen Störung, akut und gutartig, von kurzer oder sehr kurzer Dauer, die ausländische Kunsttouristen in Florenz betraf. Es gibt Dutzende von Fällen, die im Laufe der Zeit beobachtet wurden. Viele Touristen wurden in einem Zustand plötzlicher und unerklärlicher Verzauberung mit Ohnmachtsanfällen, Müdigkeit und beginnendem Kollaps ins Krankenhaus eingeliefert. Heute ist das Stendhal-Syndrom ein Phänomen der Psyche in ihrer Beziehung zur Kunst, das weltweit untersucht wird.
Magherinis Studien wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Sie selbst hat bis ins hohe Alter weitergeforscht.
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