Grazer Kulturjahr: Sich mit Kunst bewaffnen – und Wache halten

Sorgen mit Kunst aus Beton für Sicherheit: Markus Wilfling, Johanna Hierzegger und Martin Behr
Im Jahr 2003 war Graz Kulturhauptstadt. Nun will man neue Akzente setzen – im "Kulturjahr 2020" mit „Wie wir leben wollen“.

Günter Riegler, Grazer ÖVP-Kulturstadtrat, rief das „Kulturjahr 2020“ aus – und machte fünf Millionen Euro locker. Aus 568 eingereichten Projekte wurden 89 zur Realisierung ausgewählt. Es geht generell nicht um große Namen, die man einkauft: Das Programm wird von der Grazer Szene umgesetzt.

Die Eröffnung findet am Donnerstag, 23. Jänner, um 19 Uhr mit einem Festakt im Congress statt. Zuvor, ab 10 Uhr, referieren Experten beim Symposium „Zeit für Graz“ zu den bestimmenden Themen dieses Jahres, darunter zu Zukunft der Arbeit, Umwelt und Klima, Urbanität und digitale Lebenswelten.

Die Neigungsgruppe K.O. erinnert an Joseph Beuys, der 1982 in Kassel 7000 Eichen pflanzte, und kritisiert augenzwinkernd das Sicherheitsdenken in Graz: Schauspielerin Johanna Hierzegger, Bildhauer Markus Wilfling und Konzeptkünstler Martin Behr verteilen das Jahr über 7.000 Pfefferspray-Skulpturen aus Beton. „Kunst erhöht die Sicherheit“, so das nicht ernst gemeinte Motto.

Die Abgüsse sind nummeriert, signiert und in Samtbeutel verpackt. Ob die Multiples im Kunstmarkt landen, wird sich weisen. Eine Waffe sind sie in jedem Fall: In der Not kann man die Dinger, 250 Gramm schwer, jemandem um die Ohren hauen.

Bereits seit 1. Jänner läuft das „La Strada“-Projekt „The Graz Vigil“: Von einem stylischen Holzpavillon beim Uhrturm aus dürfen täglich zwei Bewohner Wache halten – am Morgen und am Abend.

Und am 13. März werden vom Schlossberg aus ganz besondere Töne erschallen, darunter ein Nebelhorn und das Kreischen von Affen beim Liebeswerben. Es handelt sich dabei um ein „Reenactment“ einer Klanginstallation von Bill Fontana, die 1988 im Rahmen des Festivals „steirischer herbst“ viele Grazer zur Weißglut trieb. Nach Interventionen des damaligen Bürgermeisters musste das Festival die Dauer verkürzen und die Lautstärke zurückfahren.

Kommentare