"Ring"-Finale in einer unbestimmten Zukunft

S. Chang (Gunther), E. Nebera (Brünnhilde), L. Clevemann (Siegfried) 
Kritik: Bejubelte "Götterdämmerung" im Landestheater Linz.

Der schmale Streifen des goldigen Lichts leuchtet sanft über dem ruhigen Wasser, während Brünnhilde in die Ferne blickt: Mit einer so hoffnungsvollen Zukunftsvision endet Richard Wagners "Götterdämmerung" am Landestheater Linz, nachdem die Welt in einer Projektionsorgie von Feuer, Atomexplosionen und Sturzfluten zusammengekracht war.

Aber nicht nur im Finale der Tetralogie vermag Uwe Eric Laufenberg stark zu beeindrucken. Neben einigen wenigen statischen Szenen zeigt er im Zyklus seine beste Regiearbeit, nämlich überwiegend ideenreiches, vitales, packendes Musiktheater.

Designerloft

In einem gläsernen Designerloft lebt Brünnhilde recht komfortabel (Bühne: Gisbert Jäkel). Und immer wieder wirft Wotan seinen überdimensionalen Schatten herein als stummer Beobachter des Geschehens. Auf seiner geplanten Zeitreise durch die Menschheitsgeschichte lässt der Intendant von Wiesbaden die " Götterdämmerung" in einer unbestimmten Zukunft spielen. Die szenisch minimalistische Gibichungenhalle mit ihrem dunklen Holz hat allerdings den Charme des 20. Jahrhunderts. Im Hintergrund findet sich eine graue Wand, die als matter Spiegel, aber auch als Projektionsfläche dient. Gespenstisch flackernde Lichter werden etwa projiziert, wenn sich Hagen mit einem Stuhl auf einem langen Tisch als Nibelungen-Sohn outet.

Alle nicht nur körperlich hünenhaft überragend ist Albert Pesendorfer, obwohl indisponiert angesagt, ein dämonischer Hagen in Uniform mit schauriger Bühnenpräsenz sowie voluminösem Bass, der auch die Morde sehr drastisch ausführt. Lars Cleveman singt den Siegfried ohne Ermüdungserscheinungen mit allen Höhen. Stimmgewaltig und kernig hört man Seho Chang als Gunter. Sonja Gornik ist eine kraftvolle Gutrune, Bjorn Waag singt den Alberich kernig. Bernadett Fodor ist eine mächtige Waltraute und erste Norn. Elena Nebera als Brünnhilde singt leider wieder unverständlich, mit abgedunkelten Tönen und Problemen in der Tiefe, hat aber ein enormes Durchhaltevermögen und singt alle Spitzentöne dieser mörderischen Partie. Tadellos: die Nornen und Rheintöchter, die als Prostituierte in einer Bar auftauchen, und der stimmgewaltige Chor des Hauses in futuristischen Kostümen (Antje Sternberg).

Dennis Russell Davies, der auch die bisherigen Teile des "Ringes" dirigierte, mit dem Bruckner Orchester Linz, abgesehen von einigen Intonationsstörungen bei den Bläsern, subtil und spannungsgeladen einen farbig-differenzierten Klangteppich und ein sinfonisch-psychologisches Motivgeflecht mit teils breiten Tempi aus. Großer Jubel!

KURIER-Wertung:

von Helmut Christian Mayer

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