Glavinic: Die toten Seelen von Medjugorje

Glavinic: Die toten Seelen von Medjugorje
Thomas Glavinic ist für 240 Euro "Unterwegs im Namen des Herrn".

Thomas Glavinic hat Herzrasen. Übel ist ihm auch, sein Kopf brummt, Fieber kriegt er und Angina. Und? Müssen wir das wissen? Lesen? Kostet immerhin 18,40 Euro, sein neues Buch "Unterwegs im Namen des Herrn" .

Glavinic ist diesmal vor allem lustig und böse und gar nicht abgehoben. Keine vierte Dimension diesmal, auch kein Kannibalismus -, sondern viel, viel schlimmer: Er berichtet von seiner Reise nach Medjugorje, dem Ort der - von der Amtskirche nicht anerkannten - Marienerscheinungen.

Er hat investiert, um Menschen in ihrem Glauben zu erleben. 240 Euro inkl. Rosenkranzbeten während der 14 Stunden Fahrt, Unterkunft, Verpflegung und Tipps, wo ein WC-Besuch 30 Cent und nicht 50 kostet.

Abfahrt im Pilgerbus am Wiener Westbahnhof. Sein Freund, der Fotograf Ingo Pertramer, war mit dabei, und obwohl viel robuster, verlor auch er die Nerven und war schon nach zwei Tagen treibende Kraft zur Flucht über Split mittels Flugzeug zurück nach Wien (1500 Euro pro Kopf).

Überall tote Seelen

Glavinic: Die toten Seelen von Medjugorje

Was war denn so schrecklich? Man bekam eingetrichtert, dass es deshalb so viele Arbeitslose gibt, weil die Menschen das Beten verlernt haben. Und dass Frauen, die abtreiben, das "Baby" schreien hören.

Überall tote Seelen. Kein Lächeln weit und breit. Und den ganzen Tag via Lautsprecher: "Gesuuuu, tu sei la paaaaceeeee!"

Hoffentlich sucht sich der in Wien lebende Grazer fürs nächste Buch wieder etwas Nettes aus. Mexico City wäre ideal. Höchste Kriminalitätsrate. Große Show wäre das für unsereins daheim.

KURIER-Wertung: ****
von *****

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