Wie Sigmund Freud zu seinem Museum kam
Das Sigmund Freud Museum in der Wiener Berggasse ist mit jährlich 110.000 Besuchern ein sehr beliebter Ausstellungsort. Am 28. Februar sperrt es zu, um erst im Mai 2020 nach einem Totalumbau wieder eröffnet zu werden. Ich will Ihnen aber von der eigentlichen Gründung dieser Institution erzählen, in deren Räumen der „Vater der Psychoanalyse“ einst zu Hause war.
Bundeskanzler Klaus
Es war im Jahr 1968, als der legendäre, aus Wien stammende und in den USA lehrende Psychiater Friedrich Hacker die Idee hatte, in der Berggasse Nr. 19 ein Sigmund Freud Museum zu errichten. Freud war längst ein weltberühmter Wissenschafter, zahlreiche Menschen kamen nach Wien und waren enttäuscht, dass es keine Möglichkeit gab, ein Freud gewidmetes Museum zu besuchen.
Hacker, der einst Freuds Vorlesungen besucht hatte und Präsident der Sigmund Freud Gesellschaft war, ging zum damaligen Bundeskanzler Josef Klaus, um ihm vorzuschlagen, in den ehemaligen Wohn- und Ordinationsräumen ein Museum zu errichten.
Klaus war gleich dafür und erklärte, dass die Regierung die entsprechenden Räume anmieten und zur Verfügung stellen würde. Hacker sollte sich um die Einrichtung des Museums kümmern.
Zwei Jahre später kam Hacker noch einmal zu Klaus, um ihm von den Fortschritten beim Museumsbau zu berichten. Und Hacker schlug dem Kanzler noch vor, Freuds damals in London lebende Tochter Anna Freud namens der Bundesregierung zur Eröffnung des Museums einzuladen. Der Kanzler fand das gut, bat Hacker jedoch, für ihn den Text des Einladungsbriefes an Anna Freud aufzusetzen, da er selbst nicht recht wüsste,
wie die berühmte Tochter eines noch berühmteren Vaters anzusprechen sei und mit welchen Worten eine solche Einladung zu erfolgen hätte.
Anna Freud ruft an
Professor Hacker, der Anna Freud gut kannte, formulierte den Brief, der dann vom Kanzler unterzeichnet wurde. Eine Woche später läutete Hackers Telefon, am Apparat war Anna Freud. „Stellen Sie sich vor, Doktor Hacker“, sagte sie, „ich habe einen Brief vom österreichischen Bundeskanzler erhalten, in dem er mich zur Eröffnung des Freud Museums einlädt. Ich komme natürlich gerne, aber ich habe noch
nie einem Bundeskanzler geschrieben, und da wäre meine Bitte an Sie: Könnten Sie so nett sein, für mich das Antwortschreiben aufzusetzen?“
Hacker kam auch dieser Bitte nach. Er antwortete seinem eigenen Brief, und Anna Freud unterschrieb. Aus Einladung und Antwort entwickelte sich ein intensiver Schriftverkehr zwischen Josef Klaus und Anna Freud, der sich über mehrere Monate hinzog. Wobei jeder einzelne Brief vom unermüdlichen Friedrich Hacker stammte.
Eröffnet wurde das Freud Museum dann am 15. Juni 1971 von Bruno Kreisky, der mittlerweile Bundeskanzler geworden war.
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