Das Winterpalais in der Himmelpfortgasse ist ein Bauwerk von gewaltigen Dimensionen, entstanden auf vier Grundstücken, deren Häuser Prinz Eugen nach und nach kaufte und abtragen ließ. Die hofseitigen Zimmer im Palais waren Wohnräume, die Salons an der Gassenfront dienten – damals wie heute – der Repräsentation. Der als exaltiert geltende Prinz hatte 1695 dem berühmten Architekten Johann Bernhard Fischer von Erlach den Auftrag zur Planung des Palastes erteilt, zerstritt sich mit ihm jedoch und ließ den Bau durch den nicht minder großen Lukas von Hildebrandt fertigstellen. Leicht hatte es auch der nicht, da Eugen mit seinen Baumeistern ähnlich autoritär umging wie mit seinen Soldaten. Die Bauzeit dauerte fast 30 Jahre.
Die über eine eindrucksvolle Prunkstiege begehbare, mit erlesenen Gemälden, Fresken und Möbeln ausgestattete 27.000 Quadratmeter große Liegenschaft zählt zu den wertvollsten Barockbauten Wiens. Erstaunlich ist, dass Eugen nicht nur in Friedensjahren Zeit fand, sich um die Bauplanung zu kümmern, sondern seinen Architekten auch von weit entfernten Kriegsschauplätzen Anweisungen sandte. Auch instruierte er vom Feldlager aus seine Mittelsmänner, welche Kunstwerke sie für das Palais anzuschaffen hätten.
Der Prinz verwendete das Winterpalais nicht nur als Privatwohnung, er empfing dort in seiner Funktion als Präsident des Hofkriegsrates auch offizielle diplomatische Delegationen. Eugen war ja nicht nur Feldherr, sondern zeitweise auch der ranghöchste kaiserliche Minister.
Dennoch fragt man sich, wie der aus verarmtem französischem Adel stammende Prinz die gewaltigen Mittel aufbrachte, neben dem Winterpalais auch noch andere Paläste zu bauen. Eugen war 1683 mit 20 Jahren verschuldet nach Wien gekommen und brachte es hier zum größten Bauherrn seiner Zeit, der ein Vermögen von zwei Millionen Gulden (heute rund 100 Millionen €) hinterließ. Zu seinen Palästen zählen neben dem Winterpalais auch das prunkvolle Wiener Schloss Belvedere auf der heutigen Prinz-Eugen-Straße, die Marchfelder Schlösser Schlosshof, Niederweiden sowie Schloss Ráczkeve bei Budapest.
Der Prinz war nur zu einem geringen Teil durch eine spätere Erbschaft zu seinen gewaltigen Besitzungen gekommen, den Löwenanteil seines Vermögens verdankte er dem Aufstieg zum bedeutendsten Feldherrn seiner Zeit. Eugen hatte sich auf vielen Schlachtfeldern bewährt, und die Habsburger wussten, dass Österreich durch sein strategisches Genie seine Stellung als europäische Großmacht verteidigen konnte. Und das Kaiserhaus ließ sich das etwas kosten: Der Nationalheld bekam neben einem fürstlichen Gehalt auch wertvolle Ländereien und Zuwendungen.
Da Prinz Eugen kinderlos war und auch kein Testament vorlag, wurde seine Nichte Victoria von Savoyen zur Universalerbin. Habgierig und verständnislos, machte sie alles zu Geld, was Eugen mit Liebe und Sachkenntnis zusammengetragen hatte. Kaiserin Maria Theresia kaufte später das Winterpalais, dessen Bibliothek und seine Kupferstichsammlung heute noch ganz wesentliche Bestände der Nationalbibliothek und der Albertina bilden.
Im Winterpalais, in dem der Prinz am 21. April 1736 an einem Lungenleiden starb, ist seit 1848 das österreichische Finanzministerium untergebracht.
Zwischen 2007 und 2013 wurde das Barock-Juwel um rund 160 Millionen € aufwendig saniert. Normalerweise finden Regierungsverhandlungen im Parlament statt, da dieses derzeit renoviert wird, übersiedelten Kurz, Kogler & Co. in die Repräsentationsräume des Winterpalais.
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