Gerhard und der Wolf: Polt als Wolfsbeauftragter
Schon viele haben das Jahrhundertwerk "Peter und der Wolf" erzählt: Die 18-jährige Romy Schneider, Peter Ustinov, David Bowie, Sting sowie der Punkrocker und Tote- Hosen-Frontmann Campino.
Zum 80-jährigen Bühnenjubiläum des Musik-Märchens "Peter und der Wolf" von Sergei Prokofjew (1891–1953), der, als sei’s ein Witz der Weltgeschichte, am selben Tag wie Stalin starb, zelebriert Gerhard Polt den Klassiker mit den Münchner Symphonikern in einer neuen Version: auf Bayerisch für die ganze Familie – am Pfingstmontag in "Gerhard, Peter und der Wolf" (16. Mai, 18.15 Uhr; Servus TV).
",Peter und der Wolf‘ ist eine gute Geschichte, die schon oft verfilmt und neuinterpretiert wurde", sagt Polt im KURIER-Gespräch. "Auch Loriot hatte einen humorvollen Zugang gewählt. Und ich war am Anfang skeptisch, weil das Stück eine der am häufigsten aufgeführten Sachen überhaupt ist. Und Spezi von mir – die Toten Hosen – haben das ja auch schon auf ihre Weise gemacht."
Der deutsche Kabarettist, Autor, Fernseh- und Filmschauspieler hatte dann die Idee, das Märchen in den bayerischen Dialekt zu übertragen: "Das hat für mich als Erzähler mehr Reiz, als es im relativ sterilen Hochdeutsch zu sprechen."
Provinz-Posse als Inspiration
Jede Figur erhält durch ein Orchesterinstrument Charakter und eigene Stimme. Nun ist aber das Stück über den kleinen "Peterl", der mit seinem Opa (Fagott) und seinen Tieren – einer Katze (Klarinette), einem Vogel (Querflöte) und einer Ente (Oboe) – am Rande des Waldes wohnt, relativ kurz.
"Also mussten wir was drumherum machen. Und in meinem Landkreis, in dem i dahoam bin, gibt es jetzt einen offiziellen Wolfsbeauftragten, weil irgendjemand behauptet hat, er habe einen Wolf gesichtet", sagt Polt. "Der Wolf war noch nie da. Den hat auch noch keiner g’sehn. Und dann hat sich jemand in meiner Heimatzeitung darüber beschwert, dass der Wolfsbeauftragte noch schwerer zu sehen sei wie der Wolf selber. Der Mann habe zwar eine Telefonnummer hinterlassen, sei aber nie erreichbar."
Diese Provinz-Posse wurde zur Rahmenhandlung und – wie oft bei Polt – zum Abziehbild der Realität. Denn niemand sonst versteht es so gut, die Abgründe des Lebens in satirische Farce, die Brutalitäten des Alltags ins Komische zu verwandeln.
"Dann hat mich auch interessiert: Wie reagiert so ein Wolf, wenn er sich selber als musikalisches Motiv erfährt? Also sind wir in ein Tiergehege gegangen, und ein paar Symphoniker haben dem sein Motiv vorgespielt. Aber dem Wolf war das ziemlich scheißegal."
Was letztlich zur Erkenntnis führte: Der Wolf ist eigentlich ein Schaf ... im Verhältnis zum Menschen! Für Polt war’s "a Gaudi". Er hat’s "gern g’macht": "Ich hätte es wahrscheinlich gar nicht angenommen, wenn mir nicht die Idee gekommen wäre, dass man das in jedem Dialekt auch machen kann. Ich bin überzeugt, es würde auch auf Wienerisch oder – weiß der Teufel – auf Tirolerisch durchaus funktionieren."
Heute, Samstag, feiert Gerhard Polt seinen 74. Geburtstag. "Der 7. und 8. Mai sind ja die Kapitulationstage in Deutschland 1945. Deshalb sage ich immer: Ich habe kapituliert, aber nicht resigniert." Nachsatz: "Ich resigniere, aber vital. Wir sollten alle was haben vom Resignieren!"
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