Georg Friedrich erhielt Diagonale-Schauspielpreis

Georg Friedrich erhielt Diagonale-Schauspielpreis
Das österreichische Filmfestival Diagonale wurde in Graz mit der Doku "Das große Museum" eröffnet.

Bei der Eröffnung der Diagonale am Dienstagabend in Graz ist Georg Friedrich mit dem Großen Schauspielpreis des Festivals ausgezeichnet worden. Intendantin Barbara Pichler prangerte indes in ihrer Rede die immer stärkeren ökonomischen Erwartungen gegenüber der Filmbranche an. Das Festival zeigt bis Sonntag 192 Filme und Videos in vier Grazer Kinos, weiters eine Personale über den Filmemacher Manfred Neuwirth. Der Schauspieler Peter Lorre und die Kamerafrau Agnes Godard werden mit Specials gewürdigt.

Ein Bild von Eva Schlegel war der Preis, der Georg Friedrich bei der Eröffnung der Diagonale am Dienstagabend für seine schauspielerischen Leistungen übergeben worden ist. Er erhielt den Großen Diagonale Schauspielpreis für sein Gesamtwerk, die Einzelauszeichnungen werden erst am Ende des Festivals verliehen. Gezeigt wurde auch eine Videobotschaft der Filmbranche gegen die Kürzungen des ORF.

Komik

Georg Friedrich erhielt Diagonale-Schauspielpreis
Über-Ich und Du
Johanna Orsini-Rosenberg, die im Vorjahr bei derDiagonalefür ihre Rolle in "Soldat Jeanette" als beste Schauspielerin ausgezeichnet worden war, beschrieb Georg Friedrich als "einen der besten und waghalsigsten Schauspieler". In seinem Spiel liege "eine große Wahrhaftigkeit", er könne "alles verkörpern und wirkt immer authentisch". Seine Figuren können "eine unglaubliche Komik entwickeln", aber auch berührend und beklemmend sein, so Orsini-Rosenberg.

Der Geehrte selbst ging die Sache sichtlich unverkrampft an, hielt seine Dankesworte kurz, spontan und voll trockenem Humor, wenn er schilderte, dass er seine Post nie öffne: "Oft erfahr' ich Dinge, die mich betreffen, auf der Straße", so der Schauspieler. VomDiagonale-Preis habe ihm die Wirtin in seinem Billard-Stammcafe erzählt, witzelte Friedrich.

Georg Friedrich wurde 1966 in Wien geboren und gab nach seiner Ausbildung an der Wiener Schauspielschule Kraus sein Filmdebüt in Niki Lists "Müllers Büro". Es folgten Rollen in Filmen von Michael Haneke, Barbara Albert, Ulrich Seidl und Michael Glawogger. Aktuell spielt er im kürzlich bei der Berlinale uraufgeführten Film "Über-Ich und Du" von Benjamin Heisenberg, der auch in Graz zu sehen sein wird.

"Geistiges Pyramidenspiel"

Georg Friedrich erhielt Diagonale-Schauspielpreis
Barbara Pichler setzte sich bei der Eröffnung mit der immer stärker werdenden "Dominanz der Zahlen" im Filmgeschäft auseinander. Es herrsche die Erwartung, dass immer alles besser werde, "auch wenn die finanziellen Mittel stagnieren oder rückläufig sind". Die ökonomisch orientierten Debatten gehorchen einer eindimensionalen Wachstumslogik, "einer Erfolgsidee, die am Ende nichts anderes ist als ein geistiges Pyramidenspiel", so Pichler.

Das Fehlen von Respekt vor dem, "was Kunst und Kultur für eine Gesellschaft leisten, ist ein Grundproblem der öffentlichen Wahrnehmung", führte die Intendantin weiter aus. Auch die von "Unverständnis und Untergriffigkeit geprägte Diskussion um das Urheberrecht im digitalen Zeitalter" sei ein Beispiel dafür.

Die Diagonale habe sich von Anfang an immer als Ort verstanden, an dem "Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Filmen und filmkulturellen Handlungen möglich werden." Für den österreichischen Film wünsche sie sich "Selbstbewusstsein, Diskussions- und Kampfbereitschaft, ein Bewusstsein für die eigenen Erfolge, aber auch Respekt für das Experiment, Offenheit., Eigenwilligkeit und Frechheit", schloss Pichler.

Kritische Videobotschaft

Im Rahmen der Eröffnung wurde auch eine Videobotschaft der österreichischen Film- und Fernsehbranche an die Regierungsparteien gezeigt, in der sie vor den Auswirkungen der drohenden Mittelkürzung des ORF nach dem Wegfall der Gebührenrefundierung warnen. Mit dabei sind unter anderem Josef Hader, Alfred Dorfer, Birgit Minichmayr, Elisabeth Scharang und Erni Mangold. Auch bei der vom Fernsehfonds Austria organisierten Österreichische Filmfördertagung, die im Vorfeld des Diagonale-Auftakts in Graz stattfand, wurde die Mittelkürzung des ORF bei Fernsehproduktionen diskutiert. Alfred Grinschgl, Geschäftsführer der RTR-GmbH für den Fachbereich Medien, betonte angesichts jüngster Erfolge heimischer Produktionen bei internationalen Filmpreisen, dass "eine enge und harmonische Verknüpfung in der Zusammenarbeit zwischen Fernsehveranstaltern und den Förderinstitutionen besonders wünschenswert" wäre.

INFO: Diagonale 2014 - von 18. bis 23. März 2014 in Graz. Programminfo und Tickets unter Tel. 0316/822 81 822 - www.diagonale.at

Spiegelglatt breitet sich das Parkett im Saal aus. Man meint, auf dem blanken Boden eislaufen zu können. Doch der Arbeiter mit der Spitzhacke hat anderes vor. Er holt weit aus und schlägt brutal in die Oberfläche. Dann hackt er entschlossen ein Loch.

Bei der Uraufführung von "Das große Museum" während der Berlinale quietschte an dieser Stelle das Publikum vor Vergnügen. Und auch die Besucher der Diagonale 2014 können ihre Freude daran haben: Johannes Holzhausens vergnügliche Doku porträtiert mit sublimem Humor das Kunsthistorische Museum in Wien, eines der bedeutendsten Museen der Welt. Holzhausen drehte während der Renovierung der Kunstkammer und brachte dabei bizarre Objekte wie fechtende Frösche oder Eisbären auf dem Operationstisch zum Vorschein. Kommentarlos, dafür umso sorgfältiger, beobachtet er alltägliche Arbeitsroutinen – von Budgetdiskussionen bis hin zur Archivierung und Präsentierung der Kunstwerke.

Veteranen

Die Eröffnung der Diagonale mit einem Dokumentarfilm lässt sich durchaus auch programmatisch verstehen: Die insgesamt 23 Dokus, die heuer präsentiert werden, verweisen auf den Trend zum Dokumentarfilm im vergangenen Produktionsjahr. Dazu zählen Malte Ludwins Porträt des Jazzmusikers Werner Pirchner bis hin zu "Everyday Rebellion", einer Doku der Riahi-Brüder über gewaltlose Widerstandsbewegungen weltweit.

Bei den Spielfilmen werden 16 Produktionen gezeigt, von denen die meisten – von "Das finstere Tal" bis hin zu "Bad Fucking" – bereits im Kino liefen. Uraufführungen liefern dafür Diagonale-Veteranen wie Peter Kern mit "Sarah und Sarah" oder Ludwig Wüst mit "Abschied".

Zu ihrer vorletzten Diagonale hat Festivalleiterin Barbara Pichler Kamerafrau Agnès Godard eingeladen. Godard profilierte sich vor allem in ihrer Zusammenarbeit mit Claire Denis und steht für ein Werkstattgespräch zur Verfügung.

Schließlich wird noch dem unvergleichlichen, ins Exil vertriebenen österreichischen Schauspieler Peter Lorre ("M – Eine Stadt sucht einen Mörder") ein Special gewidmet – anlässlich seines 50. Todestages.

LINK: www.diagonale.at

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