Auf der Suche nach dem neuen Bild
Klaus Albrecht Schröder fragte: „Du hast die Ausstellung noch gar nicht gesehen?“ Georg Baselitz hatte nicht. Und so gingen die beiden Donnerstag in den Kahn Galleries der Albertina zuerst mutterseelenallein durch „Remix“ (bis 19. Jänner), ehe der Künstler, „einer der allerwichtigsten unserer Zeit“ (Schröder), sichtlich beeindruckt erklärte: „Das ist aber verdammt groß und umfangreich geworden.“
Sein Hauptwerk befinde sich in Wien in der Albertina. Und er sei „sehr glücklich darüber“. Er ist einer der weltweit bekanntesten deutschen Künstler. Für ihn ging und geht es immer darum, „dass Bilder gemacht werden, die es bisher nicht gab“.
Tatsächlich besitzt das Museum am Albertinaplatz von keinem anderen Künstler so viele Arbeiten wie von Baselitz, der die moderne Malerei seit den 60er-Jahren entscheidend mitgeprägt hat. So wollte man auch nicht mit einer Auswahl kleckern, sondern klotzen – den Bestand der Albertina an 120 Baselitz-Werken möglichst komplett präsentieren.
Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf den letzten zehn bis 15 Jahren mit vereinzelten Rückgriffen auf die 70er-Jahre. „Wobei die Aquarelle den roten Faden bilden“, so Kuratorin Antonia Hoerschelmann. Das aktuellste Großformat aus dem Jahr 2012 trägt den Titel „Der Schatten ist da, man sieht ihn nur nicht“.
Zu sehen ist indes in der großen Retrospektive jetzt der Dialog eines Künstlers mit seinem eigenen Frühwerk: „Bilder malen ist schon eine Hatz, aber manchmal trotzdem langweilig.“
Impressionen der Ausstellung
Malen als Aufbegehren
Baselitz ist für das Auf-den-Kopf-stellen, für das Umkehren der Motive international bekannt geworden. „Aber das war kein Trick, sondern ein ästhetisches Gestaltungsprinzip“, erklärt Schröder.
„Das ist der Versuch der Befreiung von der Vordergründigkeit des Motivs.“ In der Wiederholung und Weiterentwicklung des eigenen Werkes, begonnen vor rund 20 Jahren, lag der Reiz.
Er variiert alte Motive neu, vertauscht die Rolle von Malerei und Zeichnung, entdeckt plötzlich strahlende Farben. So kommen die Bäume, Adler und neuen Helden in ungewohnter Koloristik daher.
Er habe in den letzten Jahren „immer mehr mit Fotos gearbeitet“, sagt der Maler und Bildhauer. „Ich nehme Fotos von Bildern, etwa von Edvard Munch. Ich verwende also Zitate. So mache ich das auch mit meinen eigenen Bildern. Ich nehme Fotos von meinen Bildern und male sie dann noch einmal. Sie erinnern einen an eine bestimmte Situation, an ein Bild, an eine Zeit, so dass ich gar nicht anders kann, als mir die Sache noch einmal vorzunehmen. Natürlich, um sie besser zu machen. Das ist ein Aufbegehren.“
Er male seine Bilder auch alle noch einmal, „um gegenwärtig zu sein“, so Baselitz.
Und das Pendel schwingt zwischen figurativ und abstrakt. Typisch für Baselitz ist der Wille, „das noch nicht gesehene Bild zu suchen“, sagt Schröder. Die Idee der Ausstellung? „Ihnen und uns eine Freude zu machen.“
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