Generation Corona verlernt, Livekonzerte zu lieben

Generation Corona verlernt, Livekonzerte zu lieben
Musiksoziologe Professor Michael Huber erklärt, welche dramatischen Konsequenzen der Live-Stillstand während der Pandemie auf die Jugend haben kann

KURIER: Welche Auswirkungen hat es auf die Gesellschaft und vor allem auf die Jugend, dass in der Corona-Zeit die Möglichkeit zu Konzerten zu gehen wegfällt, und damit auch die Chance, dabei Druck abzulassen und Spaß zu haben?

Professor Michael Huber: Es geht nicht nur um den Spaß und den Druckabbau. Vor allem für die Jugendlichen war es immer sehr wichtig, auf Festivals und auf Konzerte zu gehen. Dabei ging es aber oft gar nicht um die Musik. Das sieht man daran, dass Festivals schon ausverkauft sind, bevor man weiß, wer auftritt. Für die Jugend ist es wichtig, sich mit Freunden zu treffen und etwas gemeinsam zu machen, und die Musik ist dazu ein Anlass. Aus der Jugendforschung weiß man, dass es bei Konzerten und Festivals nicht nur um Eskapismus und das Auspowern geht, sondern auch um Identitäts-Entwicklung. Darum, herauszufinden, wer ich bin und was mir gefällt. Es geht auch um Integration und darum, ein Gemeinschafts-Gefühl zu entwickeln. Wenn wir in ein Konzert gehen, haben wir das körperliche Gefühl, mit den Menschen, die auch da sind, einer Meinung zu sein. Wenn das alles ausfällt, ist es dramatisch. Und wenn das über Jahre ausfällt, hat es sicher Konsequenzen.

 

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