Gemeinsamer Film: Ferres und Hörbiger

Gemeinsamer Film: Ferres und Hörbiger
Die Rolle, für die man Boxen und Zigarre rauchen lernt: Christiane Hörbiger und Veronica Ferres stehen für "Die kleine Lady" vor der Kamera.

Christiane Hörbiger beschloss, daheim zu bleiben. Heißt: in Niederösterreich. Als man der Wahl-Badenerin die Hauptrolle in einer Neuverfilmung von Frances Hodgson Burnetts Kinderbuchklassiker "Der kleine Lord" anbot, meinte sie: Warum ins ferne Irland reisen, wenn das schöne Schloss Grafenegg so nahe liegt? Und so steht sie nun, wo sonst Rudolf Buchbinder zu Musik und mehr lädt, für die Lotus-Film-Produktion "Die kleine Lady " vor der Kamera. Regisseur Gernot Roll hat nämlich, seit Alec Guinness im Jahr 1980 für die Briten den "Earl of Dorincourt" spielte, eine Menge geändert.

Frauenpower

Gemeinsamer Film: Ferres und Hörbiger

Das Zepter sozusagen in weibliche Hand gelegt. Wozu gehört, dass die Hörbiger, wie sie selbst schmunzelt, mit Löckchenfrisur und Spitzenhäubchen und samtenem Tournürenkleid optisch eine Art Queen Victoria gibt. "Aber eine österreichische", betont sie. "Meine Gräfin ist nämlich eine von Liebenfels."

Als solche empfängt sie keinen kleinen Cedric mehr, sondern eine quirlige Enkelin Emily auf ihrem Landsitz, um aus dem pfiffigen New Yorker Fratz eine standesgemäße Erbin zu machen. Das Mädchen ist die Tochter des Sohns der Blaublütigen, der - oh, Schock - erst in den USA nicht standesgemäß heiratete und dann starb.

"Die Gräfin", erzählt Hörbiger über ihre Rolle, "ist eine tief verhärmte, in ihren Konventionen erstarrte Frau. Erst Emily gelingt es mit natürlichem Charme, hinter diese starre Fassade zu blicken. Und zum Schluss lehrt sie die betuchte Aristokratin sogar noch etwas über Emanzipation: Unabhängigkeit muss man im Herzen haben, nicht nur in der Brieftasche."

Schwindlerin

Dass es dazu kommt, daran ist, wie im Original eine Intrige Schuld. Eine Betrügerin will ihren Sohn als rechtmäßigen Nachkommen ausgeben und das große Geld einstreifen. Diesen Schwindel entlarvt allerdings nicht Gemischtwarenhändler Mr. Hobbs, sondern - richtig! - "Frau Hobbs".

Im ORF / ZDF -Projekt spielt Veronica Ferres diese amerikanische Krämerladenbesitzerin, die anreist, um die Dinge zurechtzurücken. "Eine schillernde Figur, die ich da darstellen darf", freut sich Ferres. "Ein Feuerteufel mit roten Haaren. Eine Frauenrechtlerin, eine Suffragette, die Zigarren raucht, boxen kann und früher im Madison Square Garden als Sängerin aufgetreten ist."

Beides, hart hinhauen und die Rachearie der Königin der Nacht aus der "Zauberflöte", trainiert Ferres seit Wochen. Zweiteres, erzählt sie, mit der Musiklehrerin ihrer Tochter.
"Frau Hobbs", so Ferres weiter, "stärkt mit ihrer selbstbewussten Art die kleine Lady so sehr, dass sie in dieser adeligen Welt der Kälte und Verbote nicht untergeht. Sie bringt Emily bei, dass Manieren wichtig, Menschlichkeit aber wichtiger ist."

Großes Herz

Nachsatz: "So habe ich das von meiner eigenen Mutter, einer Frau mit einem großen Herzen und unendlicher Energie, gelernt." "Dieses Pochen auf Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Frauen ist in diesem Märchen eine Farbe, die erst unser Film hinzufügt", ergänzt Christiane Hörbiger. "Ich bin ein wenig stolz darauf, dass eine österreichische Arbeit und nicht Hollywood auf diese Idee gekommen ist."

Dass sie als Gräfin von Liebenfels die wichtigste Schauspielerregel bricht, nämlich niemals mit Kindern und Tieren (Ihre Hoheit hat einen Jagdhund) zu spielen, nimmt die
Grande Dame des heimischen Fernsehens mit Humor. "Erst dachte ich mir: Na, servus! Jetzt ist es bezaubernd."

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