Gelungene zweite Chance: Die "Zauberflöte" in Salzburg
Kritik: Erfolgreiche Wiederaufnahme der Mozart-Oper bei den Festspielen
31.07.22, 14:34
von Helmut Christian Mayer
Oftmals kann es von großem Vorteil sein, eine zweite Chance zu bekommen: So geschehen bei Wolfgang Amadeus Mozarts „Zauberflöte“ bei den Salzburger Festspielen, wo das oft gespielte Werk bisher schon in rund 40-verschiedenen Produktionen am Spielplan stand. Denn Lydia Steier gelang bei der heurigen Wiederaufnahme dieser Produktion aus 2018, durch eine umfassende Überarbeitung eine wesentlich stringentere Realisierung. Dazu trug auch die Verlegung vom Großen Festspielhaus ins Haus für Mozart bei.
Zwar blieb die amerikanische Regisseurin bei ihrer Rahmenhandlung, wo ein als Figur hinzugefügter Großvater seinen drei Enkelkindern die Geschichte der Zauberflöte aus einem Märchenbuch erzählt, wodurch viele der teils antiquiert wirkenden Dialoge wegfielen, sie ließ jedoch das Zirkusmilieu mit Sarastro als Direktor komplett weg. Und so tauchen die drei Knaben, sie werden von Wiener Sängerknaben wunderbar rein gesungen und, weil stets auf der Bühne, auch intensiv gespielt, bald tief ins Märchen ein, als alle Figuren lebendig werden.
Steier lässt die Geschichte knapp vor dem ersten Weltkrieg in einem großbürgerlichen Haus in Wien spielen. Sarastro und seine wie Ebenbilder aussehenden, immer wieder rauchenden Eingeweihten werden diesmal alle mit Schnurrbärten, grauen Anzügen und Melonen gezeigt, die im zweiten Teil sogar mit Uniformen in den Krieg ziehen, was durch schreckliche Kriegsprojektionen mit Bezug auf die Jetztzeit untermalt wird. Die Regisseurin punktet dabei mit unzähligen Ideen und Details, alle erweisen sich jedoch nicht immer ganz schlüssig.
Mehrere Glücksfälle
Ein Glücksfall für die Produktion ist Joanna Mallwitz am Pult, die energiegeladen, stets fordernd die in Höchstform musizierenden Wiener Philharmoniker zu einer höchst lebendigen, kantablen Zauberflöte animieren kann.
Als weiterer Glücksfall erweist sich Regula Mühlemann als Pamina, die mit enorm natürlicher Empfindsamkeit punkten kann. Tareq Nazmi singt den Sarastro mit Würde und allen Tiefen. Brenda Rae ist eine sehr hysterisch wirkende Königin der Nacht, mit überwiegend sicheren Koloraturen, Mauro Peter ein schönstimmiger Tamino mit etwas engen Höhen. Michael Nagl gibt seinen kernigen Papageno sehr spielfreudig. Maria Nazarova hört man als feine Papagena. Peter Tantsits ist eine Karikatur von einem Monostatos mit stimmlichen Defiziten. Die vielen kleineren Rolle sind ideal besetzt und singen wie auch der Chor makellos. Lauter, langanhaltender Jubel!
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