Geldof: Irische Trinklieder, Hirn & Humor

Geldof: Irische Trinklieder, Hirn & Humor
Der Musiker und Aktivist feierte im Burgtheater seinen 60.Geburtstag mit einem energiegeladenem Konzert und anschließender Party.

Ein Metronom und einen Nachhilfekurs im Gitarrestimmen hatte Bob Geldof vorm Konzert im Wiener Burgtheater von seinen Musikern zum 60er geschenkt bekommen. "Weil ich nie den Takt halten kann und oft mit verstimmter Gitarre spiele", verriet der Sänger und Politaktivist danach bei der Party im Foyer.

Zu hören war nur einer dieser Mängel. Nach dem Ende des geplanten Programms gab's ein paar schiefe Töne. Aber nur, weil er in Wien spontan Songs drauflegte, die er sonst nie spielt. Weil's sein Runder war und er sich "keinen perfekteren Platz vorstellen kann, um das Alter zu beginnen, als in diesem schönen Theater in dieser schönen Stadt".

Dass er mit dem Takthalten null Problem hat, bewies Geldof gleich mit dem Opener: "The Great Song Of Indifference" ist eine Art irisches Trinklied, steigert getrieben von Fiddle und Akkordeon Strophe für Strophe das Tempo und brachte das Publikum sofort in Klatsch-Laune. Und es zeigte, wo Geldofs Stärken als Musiker liegen: Texte mit Hirn und Humor, Mitsing-Melodien und ein nach wie vor leidenschaftlicher Vortrag.

Versunken

Die Augen zu, versunken in seine Texte, hing der Live-Aid-Initiator am Mikro und sang sich durch ein Programm, das Songs aus vier Dekaden brachte. Natürlich auch aus der Zeit mit den Boomtown Rats, der Punkband für Denker, die Alternativen und Zusammenhänge mitbedachte, als die Sex Pistols in Bezug auf soziale Zustände und Politik nur dagegen waren: "Mary Of The Fourth Form", "Rat Trap" oder "Banana Republic".

Dazwischen gab es viele berührende Songs aus Geldofs Solo-Alben: "Scream In Vain", das davon handelt, wie ihn der Erfolg eines Live-Aid-Projektes in Harbo in Äthiopien aus einer persönlichen Krise geholt hat.

Das simple Liebeslied "Dazzled By You". Und "Young and Sober", in dem Geldof ebenfalls zu irischem Tanz-Sound sein Leben Revue passieren lässt.
Das Problem dabei: Obwohl diese Songs Hit-Potenzial haben, waren sie nie Hits, weil sich nach Live-Aid niemand mehr für Geldof, den Musiker, sondern nur mehr für den kompromisslosen Aktivisten interessierte.

Ehrfurcht

Vielleicht lag es ja auch an den bequemen Plüschsesseln und der Ehrfurcht gebietenden Atmosphäre in dem Hochkulturtempel, dass Geldof die Anfangs-Euphorie nicht halten konnte und das Publikum erst beim größten Boomtown-Rats-Hit "I Don't Like Mondays" wieder aufwachte.

"Zwei Stunden und ihr kennt einen Song", scherzte er danach. "Jetzt habt ihr ihn gehört, jetzt könnt ihr gehen." Keiner ging. Das hätte auch bedeutet, das Beste verpasst zu haben. Denn erst danach wirkten Geldofs Songs wieder so einnehmend wie zu Beginn der Show.

KURIER-Wertung: ***
* von *****

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