Gefangen im Keller

Maksim (Pyotr Rykov) mit Varta (Yulia Abdel Fattakh)
ZDFneo zeigt am Samstagabend die bedrückende Thrillerserie „Hide and seek“, die ein starkes Lebenszeichen der ukrainischen Produktionslandschaft ist

Seit mehr als drei Monaten kennen wir die Ukraine vor allem in Form eines Kriegsschauplatzes: Zerbombte Häuser, zerstörte Panzer und menschliches Leid reihen sich zu einer Erzählung über ein Land, mit dem wir uns davor nur abstrakt beschäftigt haben. Dass ein Staat mit 40 Millionen Einwohnern starke kulturelle Hervorbringungen hat, gerät da in den Hintergrund.

Umso bemerkenswerter ist die Entscheidung des deutschen öffentlich-rechtlichen Spartensenders ZDFneo, eine wegweisende ukrainische Produktion ins Programm zu nehmen: „Hide and Seek – Gefährliches Versteckspiel“ ist ein von der Kritik viel gelobter Neo-Noir-Krimi aus 2019. Darin macht eine Entführungsserie eine ganze Stadt unsicher und die Ränkespiele in den Behörden machen zusätzliche Probleme. ZDFneo zeigt die achtteilige Reihe diesen Samstag ab 22.00 Uhr. Ab Sonntag ist sie zudem für 30 Tage in der ZDF-Mediathek abrufbar.

Schauplatz Hochhaus

Man kann aktuellen Assoziationen nur schwer ausweichen: Wenn man etwa die Hochhaus-Siedlung sieht, in der der erste Fall spielt, fragt man unwillkürlich, ob dieses Haus noch steht, in dem Vater und Tochter unschuldig Verstecken spielen, bevor der schlimmste Alptraum aller Eltern wahr wird: Der Vater zählt bis fünf, dann ist die Tochter weg. Ganz weg, verschwunden aus der Wohnung.

Jevgenij (Oleksandr Kobzar) ist verzweifelt, er alarmiert die Polizei. Die kleine Alina (Azalia Tkachuk) ist unauffindbar. Die Polizei verdächtigt ihn, selbst mit dem Verschwinden des Mädchens zu tun zuhaben. Die Stimmung unter den Kommissaren ist gedrückt, denn sie haben eine neue Chefin bekommen: Varta (Yulia Abdel Fattakh) soll zusammen mit dem gerade degradierten Maksim (Pyotr Rykov) den Fall lösen. Ein ungleiches Duo, das mit sich selbst ringt.

Varta glaubt dem Vater, im Gegensatz zu Maksim. Es gab immer wieder Ärger mit der Ex-Schwiegermutter. Denn die ist Mitglied der Sekte „Kirche der unbefleckten Geburt“, wohin sie ihre Enkelin manchmal mitnahm. Eine Spur?

Erpresservideo

Als Beamte den Wohnblock observieren, kommt es zu einem tödlichen Zwischenfall. Dann taucht im Internet ein Video auf. Zu sehen: Alina in einem Kellerraum mit einem Blatt Papier in den Händen. Darauf stehen vier Ziffern. Die Ermittler rätseln. Kurz darauf verschwindet ein zweites Kind. Bogdan, der Sohn der Sängerin Didi wird aus der Garderobe hinter der Bühne entführt. Anders als bei Alina wird bei Bogdan ein Lösegeld gefordert. Eine ungewöhnliche Handlung in düsterer, kalter Atmosphäre, mit sorgsam ausgewählter Musik hinterlegt, gespielt von hierzulande unbekannten Schauspielern.

Koproduzentin Kateryna Vyshnevska hebt gegenüber der dpa hervor, wie wichtig die Ausstrahlung sei, und wie wertvoll es ist, „dass ukrainische Erzählungen so viele Menschen wie möglich erreichen, um den Erhalt des Kulturerbes der Ukraine zu ermöglichen“.

Apropos Assoziationen zu den aktuellen Geschehnissen: Die Serie sei in dem Ort Enerhodar gedreht worden, in dem sich das größte europäische Atomkraftwerk befindet, das zu Beginn des russischen Angriffes auf die Ukraine Schlagzeilen machte: „Es wurde beschossen und wird nun von den russischen Angreifern kontrolliert, als Teil ihres unrechtmäßigen Kriegs gegen die Ukraine. Aber Enerhodar ist und wird ukrainisch bleiben.“

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