Anwalt: "Zur Kenntnis genommen"
„Falter“-Chefredakteur Florian Klenk hatte getwittert: „Wir danken Hellers Anwälten für die Fairness. Und auch Hellers Anwälte haben sich für unsere Korrektheit bedankt und gegen unsere heute gedruckten Recherchen keine Einwände erhoben.“
Gegenüber dem KURIER hält Höhne „zur Klarstellung“ fest: „Wir haben den Artikel am 30. Oktober eingesehen und zur Kenntnis genommen, aber es kann keine Rede davon sein, dass wir erklärt hätten, mit dem Inhalt zur Gänze einverstanden zu sein.“
Er, Höhne, und eine Mitarbeiterin von Heller hätten vielmehr angemerkt, dass man doch nicht im Ernst von einer kriminellen Energie Hellers ausgehen könne. „Ausdrücklich habe ich gesagt, dass es verfehlt wäre, von ,Betrug‘ zu sprechen, da dies ja den Vorsatz einerseits der Bereicherung und andererseits der Vermögensschädigung eines anderen voraussetze, was ebenfalls nicht gegeben war.“
Klenk wiederum veröffentlichte Teile des Schriftverkehrs mit den Anwälten:
Aufs Glatteis geführt
Übrig bleibt nach den Recherchen des KURIER: dass Heller einen Kurator aufs Glatteis geführt hat. Dieter Buchhart, in den Jahren 2008 und 2009 überforderter Direktor der Kunsthalle Krems, ist auf die Fabulierkunst des Poeten hereingefallen. Doch das ist nur ein amüsanter Seitenstrang.
Die eigentliche Geschichte, kurz zusammengefasst: In der laufenden Basquiat-Ausstellung der Albertina ist eine unbetitelte Zeichnung eines Kopfes ausgestellt (der Ausdruck „Porträt“ ist vielleicht etwas übertrieben). Dieses Bild hatte bis 2017 Heller gehört. Es war von ihm 1990 in der New Yorker Robert Miller Gallery erworben worden.
Heller kannte Basquiat: Es war ihm gelungen, dass der junge Superstar für eines seiner Spektakel, den künstlerischen Vergnügungspark „Luna Luna“ (1987 in Hamburg), ein Riesenrad gestaltete. Ein Jahr später, 1988, starb Basquiat, mit nur 27 Jahren an einer Überdosis Heroin. Als Vermächtnis blieben Heller Basquiat-Skizzen für „Luna Luna“.
Und dann veredelte er die Zeichnung mit einem Rahmen im Stil von Basquiat: „Um das Ergebnis kostbarer zu machen, habe ich eine meiner Originalzeichnungen zerschnitten“, erinnert sich Heller im „Falter“-Gespräch. Diese Mini-Skizzen, rund 25, wurden in den Rahmen auf Holzleisten geklebt und mit roter Farbe verbunden.
Für den Salon
Heller hätte, so der „Falter“, Stücke eines schwarz gefärbten Besenstiels hinzugefügt und Nägel hineingehämmert – auf seinem Küchentisch. Wer Heller kennt, weiß: Das kann nicht stimmen, das erledigten seine versierten Helferlein. Und Heller ging es nicht um „Betrug“: Der Basquiat sollte bloß in seinem Salon schön zur Geltung kommen.
Das Unheil begann, als Heller beschloss, sich von dieser Collage samt Zeichnung zu trennen. Er übergab sie der Wiener Galerie Wienerroither & Kohlbacher. Und diese bot die beiden Werke auf der Kunstmesse Tefaf an, zuerst in Maastricht, dann in New York: Den Rahmen mit den Basquiat-Skizzen laut „Falter“ um drei Millionen Dollar, die Zeichnung um zwei Millionen, sprich, wie der „Falter“ schreibt: „Sechs Millionen Dollar war der offizielle Preis für beide Werke.“ Das geht sich nicht ganz aus.
Zu diesen Werken gab es eine Expertise von Dieter Buchhart: Er erklärte auch den „Voodoo-Rahmen“ für echt. Er hatte eben den Erzählungen von Heller über die Entstehungsgeschichte geglaubt – und nicht hinterfragt.
Es fand sich aber kein Käufer. Danach sollte die Zeichnung samt Rahmen in London ausgestellt werden – in einer Basquiat-Retrospektive mit Buchhart als Ko-Kurator. Ausgestellt wurde jedoch nur das Bild, denn für den Rahmen fehlte der Echtheitsnachweis.
Echtheitszertifikat „nicht vorhanden“
Erst danach fand sich ein Käufer für das Bild: Der Wiener Künstlermanager Amir Shariat wandte sich an Heller – und erwarb es für einen Kunden. Nach einigen Monaten wollte der Käufer, der laut Heller sehr versiert sei, auch den Rahmen. Im Kaufvertrag wurde festgehalten, dass ein Echtheitszertifikat „nicht vorhanden“ ist. Kaufpreis: 800.000 Euro.
Shariat behauptet nun: „Der Rahmen war von Basquiat. Das hat der Heller so gesagt.“ Dies stellt Heller in Abrede: "Ich habe gesagt, das ist ein Rahmen mit eingearbeiteten Basquiatzeichnungen und als solchen habe ich ihn auch weitergegeben“, sagt er zum KURIER. Und sein Anwalt Thomas Höhne stellt lapidar fest: „Der Rahmen wurde verkauft als Rahmen, auf dem sich Basquiat-Zeichnungen befinden.“
André Heller weist daher gegenüber dem KURIER „weite Teile des Falter-Artikels als unwahr entschieden zurück“. Auch der Galerist Alois Wienerroither widerspricht: Die Behauptung, dass der Rahmen zu einem inoffiziellen Preis von drei Millionen Dollar und die Zeichnung für zwei Millionen angeboten wurden, stimme nicht. Und: „Tatsache war immer, dass die Zeichnungen von Basquiat stammten. Das ist fotografisch dokumentiert“ so Wienerroither.
André Heller hat den Rahmen mittlerweile zurückgekauft: „Weil ich vermeiden wollte, dass mein Ruf durch zur Diskussion gestellte Behauptungen geschädigt wird“, so Heller. „Ein Fehler ist mir aber passiert: Ich habe einem bekannten Kurator vor Jahren in einem Interview eine etwas zu sehr ausgeschmückte Geschichte erzählt und ich habe sie nicht sofort richtiggestellt.“
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