Gedichte sind wie Schlüssellöcher

Alexander Peer
Wo man seinen Abschied nimmt ... und ihn dann gleich wegwirft.

Beaujolais oder Blauburgunder? Das ist die Frage ... in jenem Teil des Gedichtbandes, in dem es um Hände geht. (Formal geht es auch um Kopf, um Herz, Bauch, Geschlecht.) Gleich schießt eine Hand in die Höh’ und will Wein bestellen.

Vorher war Nietzsche

Alexander Peers Lyrik probiert in "Der Klang der stummen Verhältnisse" Neues aus, setzt Altes fort, wechselt ins Parodistische. Man wird vielleicht nicht alles verstehen, aber sich bei allem etwas denken. Alexander Peers frühere Prosa war ja ebenso fordernd: Mit Nietzsche dachte der Salzburger über die Liebe nach ("Bis dass der Tod uns meidet"), und bei der Geburt des europäischen Kolonialismus ("Land unter ihnen") schrieb er sozusagen mit.

Jetzt ist er auf Klänge aus; oder wandelt Gedichte in Schlüssellöcher um, die in bisher unbekannte Räume schauen.

"Ich habe meinen Abschied genommen

und ihn in den Müll geworfen."


Alexander Peer:
„Der Klang der stummen
Verhältnisse“
Zeichnungen von
Moussa Kone.
Limbus Verlag.
96 Seiten.
13 Euro.

KURIER-Wertung: ****

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